Bekommen Bayerns Spürnasen bald mehr Rente?
München - Kommissar Rex, der Polizeihund, erschnüffelte meist - immer der Nase nach - schnell die entscheidenden Beweisstücke in einem Mordfall. Als Belohnung reichte dem tierischen Star der in den Neunzigern von Jung und Alt im Fernsehen verfolgten Kriminalserie eine Wurstsemmel zum Glück.
Ganz so einfach scheint es aber doch nicht zu sein. Gerade im Alter benötigt so ein pensionierter Suchhund besondere Pflege oder gar Physiotherapie für die im Dienst beanspruchten Knochen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DpolG) fordert deshalb nun mehr Pension für die vierbeinigen Beamten.
"Genau wie es bei Beamten auch ist, tut auch dem Diensthund nach einer gewissen Zeit alles weh", sagt der DpolG-Landesvorsitzende Jürgen Köhnlein der AZ. In Bayern sind aktuell etwa 400 Diensthunde im Einsatz. Jeder bekommt eine spezielle Grundausbildung. Je nach Rasse sind sie etwa also Drogen- und Sprengstoffsuchhund oder als sogenannter Mentrailer, also als Personenspürhund, im Einsatz. "Für den Diensthund ist so eine Ausbildung natürlich auch sehr anstrengend", sagt Köhnlein. Die Spürnasen können zu jeder Tag- und Nachtzeiten im Einsatz sein und arbeiten im Schichtbetrieb.
"Grundsätzlich ist jeder von ihnen ein Schutzhund und wird von seinem Trainer rund um die Uhr für polizeiliche Aufträge eingesetzt", so der Landesvorsitzende. "Nach der Zeit merkt man, dass das an die körperliche Substanz geht."
Genau wie der Beamte, müsse auch sein bester Freund auf vier Pfoten mal zur Physiotherapie oder habe mit einer Krankheit zu kämpfen. Immer wieder seien tiermedizinische Zusatzbehandlungen nötigt.
Nach zehn Jahren werden die Hunde ausgemustert
Mit zehn Jahren oder wenn sie krank sind, werden die Tiere dann aus ihrem Dienst für die bayerische Polizei ausgemustert. Während des Dienstes gehöre der Diensthund dem Freistaat, so Köhnlein, danach übergebe der Freistaat ihn per "Tierübertragungs- und Pflegevertrag" meist in die Obhut des Diensthundeführers. Die Hundeführer übernehmen auf ihre eigenen Kosten dann die Pflege des Tieres. "Sie haben zu ihren Hunden über die Jahre oft eine enge, persönliche Beziehung aufgebaut", sagt Köhnlein.
Insbesondere die Tierarztkosten können aufgrund altersbedingter Leiden oder Folgeerkrankungen durch die körperlich anspruchsvolle Tätigkeit im Dienstzeitraum erheblich steigen und den Beamten somit finanziell stark belasten, heißt es seitens des bayerischen Innenministeriums zur Sachlage auf AZ-Anfrage.
Freistaat zahlt 75 Euro "Rente" für die Diensthunde
Als Unterstützung vom Freistaat erhalten sie einen Pflegezuschuss von 75 Euro im Monat, "eine Art Rente". Das ist laut DpolG jedoch zu wenig. Die kostspielige Physiotherapie gehe schließlich weiter, sagt Köhnlein, und auch das Geld für Futter, Tierarztrechnungen, Versicherung und Hundesteuer müsse weiterhin bezahlt werden. "Die 75 Euro sind schnell weg, das ist mehr ein Zuschuss." Die Bereitschaft der Hundeführer, ihren Hund zu sich zu nehmen, dürfe nicht ausgenützt werden.

Erforderlich seien etwa 120 Euro im Monat um die Kosten für die Pflege des Tieres abzudecken. Ende des ersten Quartals 2021 erwarte die Deutsche Polizeigewerkschaft eine Rückmeldung vom Bayerischen Innenministerium. Dieses wisse schon seit einem Jahr von der Forderung. "Der Innenminister hat uns versichert, dass er sich darum kümmert."
Eine Arbeitsgruppe der Polizei erstelle derzeit Vorschläge zur Anpassung des Tierüberlassungs- und Pflegevertrags, sagt ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums hierzu der AZ. "Über das weitere Vorgehen werden wir möglichst zeitnah in den kommenden Wochen entscheiden können."
Damit der betagte Diensthund daheim im Garten, vielleicht sogar bei einer Wurstsemmel, seinen Lebensabend genießen kann, benötige es das Signal der höheren Rente. "Wie das Signal ausschaut - da lassen wir uns überraschen", sagt Köhnlein zusammenfassend.