Bei Schulfest: Lehrling (19) stach Schüler (15) nieder
Mit einem großen Kampfmesser war Marco Z. zu der Abschlussfeier in Wachenroth erschienen – als er ein Mädchen betatschte, kam es zum Kampf. Nur zwei Notoperationen retteten das Leben des Kontrahenten Edgar W.
NÜRNBERG Er traut sich nicht mehr ins Schwimmbad, weil er sich verunstaltet fühlt. Er kann nur noch mit gebremster Kraft dem Fußball hinterherlaufen. „Meine Narben tun noch immer weh“, sagte der Schüler Edgar W. (16) gestern. Mehrere Hand breit ziehen sie sich über den Bauch, werden ihn immer an die blutig endende Abschlussfeier seiner Hauptschulklasse 9a erinnern.
Ein Gast, der Bäckerlehrling Marco Z. (19) hatte den damals 15-Jährigen mit einem Kampfmesser (17 Zentimeter Klingenlänge) niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Leber, Zwerchfell und Lunge waren durchstochen. Nur zwei Notoperationen retteten Edgars Leben.
Die schlimme Tat auf dem Sportplatz des SV Wachenroth (bei Erlangen) beschäftigt seit gestern die Nürnberger Jugendkammer. Es geht um versuchten Totschlag und dreifache gefährlicher Körperverletzung, denn Marco Z. stach noch auf drei weitere Schüler ein, als sie eingriffen.
Ein schönes Fest sollte es werden, das die Neuntklässler selbst ausgerichtet hatten. Edgar W., bekannt als hilfsbereit und nett, schenkte nüchtern Getränke aus. Und sah, wie Marco Z. einer Schülerin an den Po griff. „Fass’ sie nicht an“, habe er gerufen. Beim Raufen rammte Marco ihm sein Messer in den Bauch, rief „zack“. Der Betrunkene wurde danach von Edgars Mitschülern verprügelt, lag mit Kiefer- und Jochbeinbrüchen zehn Tage im Krankenhaus.
Warum erschien er damals mit Kampfmesser und Teleskopschlagstock? „Ist das nicht ein wenig viel für eine Schulfeier?“ fragte Richter Hans Neidiger. „Ich hatte Angst vor einem Überfall, bin ja nicht der Stärkste“, betonte der schmächtige Angeklagte. „Die Sachen geben Selbstbewusstsein und Sicherheit. Ich bin ja kein Schlägertyp.“
Ein Außenseiter sei der Landwirtssohn in der Schule gewesen, ging ohne Quali-Abschluss ab. Zwischen Einheimischen und Migrantenkindern habe es öfters Zoff gegeben. Hat Marco, der damals einen Skinhead-Schnitt trug, deshalb Edgar attackiert? Dessen Eltern stammen aus Kasachstan. 10000 Euro Schmerzensgeld haben sie von Marco Z. eingeklagt.
Der Prozess geht weiter. cis
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