Behinderte Jungen missbraucht: Fast 14 Jahre Haft gefordert
Würzburg (dpa/lby) - Für jahrelangen schweren sexuellen Missbrauch von kleinen Jungen soll ein Logopäde aus Würzburg nach dem Willen der Staatsanwaltschaft mindestens 13 Jahre und 9 Monate ins Gefängnis. Zudem sollte der 38-Jährige ein Berufsverbot erhalten, sagte Staatsanwältin Manuela Teubel von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg am Montag vor dem Landgericht Würzburg. Die Nebenklagevertreter schlossen sich den Haftforderungen der Anklage an, verlangten darüber hinaus aber teils auch Sicherungsverwahrung für den Deutschen, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Diese wird in der Regel angeordnet, um die Allgemeinheit auch nach Verbüßung einer Haftstrafe vor dem Täter zu schützen.
Die Schlussworte wurden aufgrund gesetzlicher Vorgaben ohne Öffentlichkeit gehalten - ein Großteil des Prozesses fand zum Schutz der minderjährigen Opfer hinter verschlossenen Türen statt. Am 25. Mai soll die Verteidigung plädieren. Womöglich kommt an diesem Tag auch das Urteil.
In dem Verfahren vor der Großen Jugendkammer hatte der Angeklagte zu Prozessauftakt Anfang März gestanden, sich jahrelang an ihm anvertrauten, behinderten Buben vergangen zu haben, in mehr als 60 Fällen davon schwer. Viele Übergriffe fanden in zwei Kitas statt, in denen der Sprachtherapeut den damals zwei bis sechs Jahre alten Kindern eigentlich beim Verständigen helfen sollte. Der Fall gilt als einer der schlimmsten bekannten Missbrauchsdelikte in Bayern.
Der psychiatrische Gutachter in dem Verfahren hält den pädophilen Angeklagten für therapierbar, aber nicht für vermindert schuldfähig. Fachleute sprechen von Pädophilie, wenn sich Erwachsene primär durch Kinder vor der Pubertät sexuell erregt fühlen.
Der Angeklagte hatte die Taten gefilmt und im Darknet verbreitet, so kamen ihm die Ermittler auf die Schliche. Er ist auch wegen Herstellens und Besitzes kinderpornografischer Schriften angeklagt. In seiner Wohnung stellten Polizisten knapp 23 000 Dateien mit Missbrauchsinhalten sicher.
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