Baywa schrumpft Konzern radikal – Milliarden-Schulden sollen bis 2028 deutlich sinken

Mit der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen des angeschlagenen Agrarhandelskonzerns Baywa werde sich zeigen, ob die Sanierungsbemühungen Erfolg haben oder das Unternehmen "wie ein Kartenhaus zusammenfällt", schrieb schon vorab ein Börsen-Informationsdienst.
Doch Vorstandsvorsitzender Frank Hiller und Finanzchef Michael Baur berichteten am Donnerstag in München vor allem Positives. Bei den "Effizienzmaßnahmen" liege die Baywa AG um 36 Prozent über den von den Gläubigern akzeptierten Sanierungsplan. Die Anleger teilten den Optimismus der Konzern-Sanierer an der Börse derzeit allerdings nicht.
Baywa: Umsatzrückgang von 22 Prozent
Mit Gesamtverbindlichkeiten von mehr als sieben Milliarden Euro war das Traditionsunternehmen mit seinen ursprünglich etwa 8000 Mitarbeitern vor gut zwei Jahren in Schieflage geraten. Die neue Vorstandsmannschaft unterzieht den Konzern auf der Grundlage eines von den Gläubigern gebilligten Sanierungsplans einer Schrumpf- und Effizienzkur, bei der man gut vorangekommen sei, betonte Vorstandschef Hiller.
Der Konzern hat in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 22 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet. Ein wesentlicher Teil davon sei geplant, betonte der Vorstand. So erkläre der Verkauf von Geschäftseinheiten wie der Raiffeisen Ware Austria (RWA) für 176 Millionen Euro mehr als die Hälfte des Umsatzrückgangs.
Allerdings liefen auch die Geschäfte in den vier Konzernsegmenten schlechter: Im Bereich Agrar sorgte eine rückläufige Preisentwicklung für einen Umsatzrückgang um 18,1 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro, das Segment Agrartechnik setzte 12,0 Prozent weniger um (in den ersten neun Monaten 2025 1,41 Milliarden Euro), die Umsatzerlöse aus "Wärme und Mobilität" gingen um 5,9 Prozent auf eine Milliarde Euro zurück, und mit Baustoffen erzielte die Baywa 17,9 Prozent weniger Umsatz (jetzt 884 Millionen Euro).
Vollständige Ertragskennzahlen für die ersten neun Monate mochte die Baywa wegen "aktuell laufender Neubewertungen" nicht nennen. Vorstandschef Hiller sprach jedoch von einer Umsatzmarge in Höhe von 2,3 Prozent. Das sei "deutlich besser als im Restrukturierungsprogramm vorgesehen, betonte Holler.
Baywa: "Sehr schwierig, Unternehmen zu verkaufen"
Beim Gesundschrumpfen des "heterogenen Geschäftsmodells" hat der Sanierungsvorstand nach eigenen Angaben "zahlreiche Transformationsmaßnahmen planmäßig umgesetzt", aber auch einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen müssen. So platzte der schon unterschriebene Kaufvertrag für den niederländischen Getreidehändler Cefetra, weil der Käufer den Preis nicht zahlen konnte. Verhandlungen mit einem anderen Investorenkonsortium sollen noch in diesem Jahr zum Abschluss führen.
Bei den Bemühungen um den Verkauf von Anteilen an der Baywa r.e. (renewable energy) AG hat US-Präsident Donald Trump den Sanierern durch seine gegen erneuerbare Energien gerichtete Politik Knüppel zwischen die Beine geworfen. Die Baywa AG ist an der eigenständigen Baywa r.e. zu 51 Prozent beteiligt. Derzeit bleibt nichts anderes übrig, als "weitere Analysen und Entwicklung von Gegenmaßnahmen" einzuleiten. Irgendwann werden auch die USA wieder auf erneuerbare Energien zurückkommen müssen, heißt es bei der Baywa. Derzeit sei es generell aber "sehr sehr schwierig, Unternehmen zu verkaufen", so Finanzvorstand Baur.
Baywa-Aktie derzeit unter Kaufpreis
Nach den Planungen der Vorstände soll die Baywa AG Ende 2028 bei einem Jahresumsatz von zehn Milliarden Euro eine Rendite von vier Prozent mit etwa 8000 Mitarbeitern schaffen. 2024 erreichte der aus Sicht der heutigen Firmenchefs viel zu aufgeblähte Konzern einen Umsatz von 21 Milliarden Euro bei einem Schuldenstand von sieben Milliarden Euro.
Der Schuldenberg soll in drei Jahren auf vier Milliarden Euro reduziert sein. Ins Schlingern brachte den Konzern im zweiten Halbjahr eine Finanzlücke von einer Milliarde Euro. Die wurde inzwischen auch mittels einer Kapitalerhöhung geschlossen. Die Käufer der neuen Aktien sehen sich allerdings derzeit mit der Tatsache konfrontiert, dass der Börsenwert der Baywa-Aktie unter dem Einstiegswert liegt, was auf ein eingeschränktes Vertrauen in die Sanierungsbemühungen hindeutet.
Dem früheren Vorstand werfen die Sanierer vor, hochkomplexe Strukturen ohne Synergien geschaffen und so eine finanzielle Überlastung des Mutterkonzerns herbeigeführt zu haben. Entsprechend wenig schmeichelhafte Worte fand der amtierende Vorstandschef Hiller für seine Vorgänger, denen es "weniger um die Firma als um sich selbst" gegangen sei. Gegen drei ehemalige Vorstandsmitglieder – darunter der frühere Vorsitzende und heutige Präsident der Handelskammer für München und Oberbayern, Klaus Josef Lutz – ermittelt die Münchener Staatsanwalts wegen des Verdachts, die Lage des Unternehmens nicht richtig dargestellt zu haben. Ermittelt wird dem Vernehmen nach auch gegen die noch amtierende Baywa-Vorständin Marlen Wienert.