Bayerns nächste Braunbären - die Nachfolger Brunos
MÜNCHEN/INNSBRUCK - Im März erwachen viele junge Braunbären aus ihrem Winterschlaf - und wandern ab Mai durch die Alpen. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer nach Bayern kommt, ist laut Experten hoch. Hier sechs Kandidaten.
Der Wind stand schlecht, deshalb roch der Bär den Ziegenhirten nicht – da liefen sich beide Ende Oktober 2008 in der Nähe der verschneiten Ranalt-Alm im Stubaital übern Weg. So nah war seit Bruno kein Bär mehr an Bayern herangekommen. Luftlinie sind es 30 Kilometer. Dieser flüchtete brav in den Wald. Das Dumme daran: Er hinterließ keine DNA-Spuren. Bären-Experten wissen deshalb nicht, wer er war oder wo er derzeit Winterschlaf hält – noch nicht.
Im März aber erwachen die Braunbären der Alpen aus dem Winterschlaf und kriechen aus ihren Höhlen. Junge Bären zwischen zwei und fünf Jahren machen sich dann im Mai auf den Weg durch die Berge – einer könnte wieder nach Bayern kommen.
Brunos letzter verdorbener Bruder
Manche Bärenbeauftragte glauben, der Stubaital-Bär ist das Exemplar mit der Bezeichnung „MJ4“. Er ist ein Halbbruder von Bruno, sie haben denselben Vater namens Joze aus dem Nationalpark Adamello Brenta in Trentino (Südtirol). Tirols Bärenbeauftragter Martin Janovsky glaubt dagegen nicht, dass es MJ4 war: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dieser Bär im Trentino überwintert.“
Auch Brunos Geschwister kämen nicht infrage: Drei von fünf „JJ“-Bären (von Vater Joze und Mutter Jurka) sind tot. Einer ist ein Weibchen, und die wandern normalerweise nicht. Der fünfte Nachkomme namens JJ5 wurde letztens bei Bergamo in der Lombardei gesichtet – rund 300 Kilometer von Bayern entfernt. Dort tötete das Tier Hühner und Schafe. Genau wie Bruno hat er keine Scheu vor Menschen. Das macht ihn gefährlich, und er könnte bald abgeschossen werden.
Strecken von 100 Kilometern? Gar kein Problem
Wenn ein Bär nach Bayern kommt, dann aus dem Trentino. Martin Janovsky tippt auf „DG2“, zweiter Nachkomme der Mutter Daniza und des Vaters Gasper. Sie leben wie Joze im Adamello Brenta-Park. „DG2 ist einer der Bären, die Ende 2008 in Südtirol waren. Es ist absolut möglich, dass er einen Abstecher nach Norden macht.“ Strecken von 50 bis 100 Kilometern seien kein Problem. „Bären wandern, klettern und schwimmen.“
Im Trentino waren 2008 sechs von 24 Bären im Wanderalter: MJ4, MJ5, MJ2G1, DG2, Brunos Bruder JJ5 und KJ2G2 – Abkürzungen, die man sich merken sollte.
Thomas Gautier
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