Bayerns Musikschulen unter Druck
Immer mehr Kinder in Bayern wollen ein Instrument lernen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Die bayerischen Musikschulen können den Ansturm in manchen Teilen des Landes kaum noch bewältigen.
München – Die Musikschulen im Freistaat geraten unter Druck. Weil immer mehr Kinder im Grundschulalter ein Instrument lernen wollen, können die Schulen den Ansturm in manchen Teilen des Landes nach eigenen Angaben kaum noch bewältigen.
„Wir wollen jedem Kind die Möglichkeit geben, ein Instrument an der Musikschule zu lernen. Das Ziel ist: erreichbar, bezahlbar und zugänglich. Aber das ist leider nicht überall möglich“, sagt Josef Dichtl, der Geschäftsführer des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem in und um München sei die Situation schwierig.
„Wir haben vielerorts lange Wartelisten.“ Denn während die Schülerzahl immer weiter steigt, bleibt die Zahl der Lehrer weitgehend konstant. Rund 5000 Pädagogen sind in diesem Jahr für 139 000 Schüler zuständig, wie Dichtl sagt – und für rund 181 000 sogenannte Unterrichtsbelegungen. Dabei zählen Schüler, die nicht nur ein Instrument lernen, mehrfach.
Insgesamt kommen die Musikschulen in Bayern 2011 auf 67 250 Wochenstunden. Die Belegungen seien in der Vergangenheit im Schnitt um 2000 pro Jahr gestiegen. „Vielerorts sind die Musikschulen gezwungen, sich etwas einfallen zu lassen“, sagt Dichtl.
Oft kann beispielsweise aus Kapazitätsgründen nur Gruppenunterricht angeboten werden. Wenn das nicht klappt, landen zahlreiche Kinder auf der Warteliste. Dabei seien Bildungseinrichtungen wie die Musikschulen heute wichtiger als je zuvor, betont er und bezieht sich auf Artikel 131 der Bayerischen Verfassung.
„Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden“, heißt es in Absatz 1. Gerade weil sich die Situation in den Familien stark verändert habe, sei das heute stärker zu berücksichtigen als früher, sagt Dichtl. „Zu Hause wird nicht mehr musiziert, zu Hause wird nicht mehr gesungen.“
Darum sei es ein großes Problem, dass nicht überall in Bayern Musikschulangebote zugänglich seien. „Nur zwei Drittel der Bevölkerung haben eine Musikschule in der Nähe – bei einem Drittel ist das nicht der Fall“, kritisiert Dichtl. Eine Möglichkeit, die Warteliste zu umgehen, könnte unter Umständen das Umsatteln auf ein anderes Instrument sein.
Das beliebteste Instrument bei Musikschülern in Bayern sei mit weitem Abstand das Klavier – gefolgt von Gitarre, Blockflöte, Geige, Querflöte und Schlagzeug.
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