BayernGPT soll charmantes Bairisch reden: Die KI als Ratschkathl

ChatGPT, aber auf Bairisch: Der Physiker Alain Knorr lässt Künstliche Intelligenz jetzt dialektal sprechen – es ist noch Luft nach oben bei BayernGPT.
von  Maximilian Neumair
Der Physiker Alain Knorr hat BayernGPT entwickelt. Alain Knorr
Der Physiker Alain Knorr hat BayernGPT entwickelt. Alain Knorr © privat

Servus, Oachkatzlschwoaf, Obazda. Auf den ersten Blick lesen sich die Antworten der Künstlichen Intelligenz (KI) BayernGPT wie die eines Altbayern, doch tief im Inneren ist der Bot ein Saupreiß. Diridari, Suri, Wollwurst – kennts ois ned.

Das gibt die KI aber nicht gerne zu. Stattdessen denkt sie sich einfach was aus, aber auf eine so charmante Art, dass man ihre Fehler gerne verzeiht. Bei der Korrektur, was Suri (Rausch) eigentlich bedeutet, antwortet die KI etwa: "Des is jo wia wenn ma sagt, dass a Weißwurscht a Brezn is! Des passt doch überhaupt ned zamm!"

Künstliche Intelligenz versucht, Bairisch zu sprechen: "Humorvoll, frech und ironisch"

"Meinen Bots habe ich nahegelegt, die dürfen humorvoll, ein bisschen frech, bisschen ironisch sein, aber dabei immer charmant", sagt Alain Knorr, der Schöpfer von BayernGPT und einer Reihe weiterer Dialekt-KIs, der AZ. Schon der Name seiner KI-Schmiede, Knorr Intelligence, zeugt davon, dass der promovierte Physiker aus dem Saarland sich selbst nicht ganz so ernst nimmt.

Die Künstliche Intelligenz spricht, wie dieses Bild aussieht. Fotos: imago (2)
Die Künstliche Intelligenz spricht, wie dieses Bild aussieht. Fotos: imago (2) © imago

Der 38-Jährige ist sowas wie der Frankenstein für Dialekt-KIs. Wie der fiktive Wissenschaftler versteht er seine Schöpfung aber nicht so ganz. Sie ist für ihn eine Black Box, er kann in sie nicht hineinschauen. Der Bairisch-Bot zieht als Datengrundlage ChatGPT 3.5 Turbo heran.

Das heißt, das System basiert auf einer Variante des berühmten OpenAI-Sprachmodells. Wie der Bot den bairischen Tonfall bekommt, entscheidet er eigenständig: "Er selber interpretiert dann die programmierte Rolle als Bayer und versucht, sie dann auszuführen", sagt Knorr. Die KI weiß also, sie muss sich für einen Ur-Bayern halten, immer Bairisch sprechen und vor allem ein Schlawiner sein. "Richtige Intelligenz ist ja Ironie, Witz, Sarkasmus, Humor, ein bisschen Zynismus. Das alles habe ich einprogrammiert", so Knorr.

BayernGPT: Ironie macht den Bot nicht angreifbar

Auf die Frage etwa, was eine Wollwurst sei, antwortet der Bot: "Des is wia a Überraschungsei, bloß ohne Schoko und mit a bissl mehr Fleisch." Dadurch, dass die KI sich stets in Ironie hüllt, ist sie für ihre Blödsinn-Aussagen auch nicht so richtig angreifbar. Das ist auch die Idee: "Es heißt: ,Dein Bot redet ja Quatsch'. Ja, der soll ja Quatsch reden", sagt der Erfinder.

Die KI halluziniert aber nicht nur gerne, sondern ist auch mal vergesslich, sprich: Sie kann bei einem längeren Gespräch nicht mehr auf das Gesagte Bezug nehmen. Knorr nennt zwei Gründe dafür: Erstens, weil er es nicht besser programmieren könne, sagt er mit einem Augenzwinkern. Und zweitens, weil er sonst zu viel Geld an OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, zahlen müsste.

Künstliche Intelligenz auf Bairisch: Ellenlange Antworten sind häufig

Noch so eine Eigenheit von BayernGPT: Die KI kann einfach nicht ihre Goschn halten. Die Antworten können selbst auf ein einfaches "Servus" ellenlang ausfallen und in Referaten über den bayerischen Zusammenhalt und den Genuss von einer Maß Bier enden. Den Grund für die langen Ausschweifungen kann sich Knorr selbst nicht so recht erklären. "Je länger die Antwort, umso mehr Raum, um eine sinnvolle Antwort zu geben", mutmaßt der Erfinder. "Die KI will ein bisschen schwafeln, drum herum reden. Und den Eindruck von Intelligenz erwecken durch die Menge an Worten. So wie ein Politiker halt."

BayernGTP ist eben ganz diplomatisch. So auch bei Antworten über politische Themen. Auf die Frage, welche die beste Partei in Bayern sei, antwortet die Maschine: "In Bayern ham ma des Glück, dass ma ganz vui guade Parteien ham, de de Steuerhoibe vo de Leid im Blick ham. Aber wirklich de ,Beste' is woi a Frage vom persönlichen Gustl."

Idealistische Beweggründe des Erfinders

Knorr sagt dazu: "Der Bot darf frech sein, aber er ist politisch korrekt, würde ich sagen." Anders als ChatGTP macht er kein Geld mit seinen durchschnittlich täglich von 4.000 Usern benutzten KIs. Er verfolge das Projekt aus idealistischen Gründen, sagt der Physiker. Und hofft dabei auf Hilfe, etwa von Sprachwissenschaftlern oder Mundartexperten: "Wenn da jemand kommt und sagt: 'Hey, das ist ein guter Ansatz, aber jetzt machen wir das richtig geil'", freue ich mich."

Dann klingt der Bot auch hoffentlich mehr wie ein Bayer und nicht wie eine Parodie. Wer die KI einmal selbst auf die Probe stellen möchte, kann das unter www.bayerngpt.com tun.

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