Bayerischer König als "Vielschreiber": Worüber Ludwig I. dichtete

König Ludwig I. steht in diesem Jahr im Fokus - vor 200 Jahren hat er den Thron in Bayern bestiegen. In Regensburg beleuchtet man nun die Dichtkunst des Wittelsbachers. Worüber er schrieb – und wem das nicht gefiel.
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Das Reiterdenkmal von König Ludwig I. am Odeonsplatz in München. Es zeigt ihn auf einem Pferd. Vor 200 Jahren (1825) hat der Wittelsbacher den Thron in Bayern bestiegen.
Das Reiterdenkmal von König Ludwig I. am Odeonsplatz in München. Es zeigt ihn auf einem Pferd. Vor 200 Jahren (1825) hat der Wittelsbacher den Thron in Bayern bestiegen. © Malin Wunderlich/dpa

Als König hat man viel um die Ohren. So stellt man es sich zumindest vor. Trotzdem hat König Ludwig I. von Bayern (1786 bis 1868) nicht nur die Walhalla bei Regensburg und die Alte Pinakothek in München für die Nachwelt hinterlassen, sondern auch Gedichte.

Eine Kostprobe des Wittelsbacher-Werkes gibt es an diesem Montag (27. Oktober) bei der Lesung "Majestätische Dichtungen" in der Staatlichen Bibliothek in Regensburg (19 Uhr).

Zeit seines Lebens schrieb der Sohn des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph "sehr viel", wie das Haus der Bayerischen Geschichte (HDBG) in Regensburg der AZ auf Anfrage mitteilt. Aber nicht nur Gedichte.

Tagebücher, Tausende Briefe und Zigtausende Bemerkungen

Sondern auch Schauspiele, von der Jugend bis zu seinem Tod rund 250 Tagebücher, ein Traumtagebuch, Erinnerungen sowie "Tausende von Briefen und Zigtausende unterschiedlich ausführliche Randbemerkungen zu Aktenvorgängen", so zählt es das Haus der Bayerischen Geschichte auf.

Weit über Bayern hinaus berühmt: die Walhalla bei Regensburg. Ludwig I. ließ sie in Auftrag geben, Leo von Klenze entwarf sie. Zwischen 1830 und 1842 wurde das Bauwerk errichtet.
Weit über Bayern hinaus berühmt: die Walhalla bei Regensburg. Ludwig I. ließ sie in Auftrag geben, Leo von Klenze entwarf sie. Zwischen 1830 und 1842 wurde das Bauwerk errichtet. © Armin Weigel/dpa

Auch dort hat man Ludwig I. gerade im Blick, vor genau 200 Jahren bestieg er den Thron in Bayern. Noch bis zum 9. November kann man in Regensburg die Landesausstellung "Ludwig I. - Bayerns größter König?" besuchen.

"Kaum ein Thema, für das sich Ludwig nicht interessierte"

Was interessierte Ludwig I., worüber schrieb er? "Es gibt vermutlich kaum ein Thema, für das sich Ludwig nicht interessierte oder zu dem er keine Meinung hatte", heißt es vom HDBG. Das bestätigt auch die Staatsbibliothek in Regensburg auf AZ-Nachfrage: "Die Themenvielfalt ist schier unerschöpflich", er habe sein ganzes Leben lang gedichtet, so Bernhard Lübbers von der Staatsbibliothek.

Die Ludwig-Experten vom HDBG führen aus: "Angefangen bei seinem Austausch mit seinen Architekten, den Kunstagenten, über den Briefwechsel mit der lebenslangen Freundin Marchesa Marianna Florenzi in Italien, bis zu den Details der Ausstattung und der Farbgebung von Eisenbahnwaggons."

"Dies merkwürdige, vielbewegliche Individuum auf dem Throne"

Seine vielseitigen Interessen spiegelten sich in den Gedichten wider. Klassizismus und Romantik träfen sich bei ihm. Er habe Goethe verehrt und habe diesen auch in Weimar besucht, "der ihn als ,dies merkwürdige, vielbewegliche Individuum auf dem Throne´ bezeichnete".

Ein Blick in die Landesausstellung in Regensburg, die sich um König Ludwig I. dreht. Sie läuft noch bis 9. November.
Ein Blick in die Landesausstellung in Regensburg, die sich um König Ludwig I. dreht. Sie läuft noch bis 9. November. © Haus der Bayerischen Geschichte

Interessant ist auch, was der bayerische König über sich selbst schrieb: "Ich. Ruhe kann nicht mein Wesen ertragen; In der Ruhe versumpfet das Meer, Stürme müssen es peitschen und schlagen, Leben, eintöniges, lastet gar schwer. ...". Das Zitat stammt aus den Gedichten Ludwigs I., Band 3, 1839, Seite 158.

Literatur gehörte zur klassischen Erziehung von Prinzen

Auch über die Eisenbahn, damals noch ein neues Verkehrsmittel, dichtete der Monarch: "Der Dampfwagen. Aufgehen wird die Erde in Rauch, so steht es geschrieben, Was begonnen bereits; überall rauchet es schon. Jetzo lösen in Dampf sich auf die Verhältnisse alle." (Gedichte Ludwigs I., Band 4, Seite 275).

In Marmor verewigt: Ludwig I. in Sitzpose bei der Walhalla.
In Marmor verewigt: Ludwig I. in Sitzpose bei der Walhalla. © imago/imageBROKER/Raimund Linke

Ebenso gibt es demnach Texte von ihm zu "Gedanken in der Cholerazeit" (Gedichte Ludwigs I., Band 4, Seite 231) und er wende sich auch schriftlich an die Tänzerin und Geliebte Lola Montez, "Die Andalusierin" (Gedichte Ludwigs I., Band 4, Seite 268).

Warum er so viel auf schriftliche Kommunikation setzte, kann das HDBG auch erklären: Ludwig I. hörte von Kindheit an schlecht. Dennoch sei es auch durchaus üblich gewesen, dass sich Herrscher literarisch betätigten. Zur klassischen Erziehung von Prinzen gehörten demnach Rhetorik, Literatur, Theater. Und in den Schlössern fanden sich üblicherweise Bibliotheken. Trotz all dieser Voraussetzungen: Ludwig sei schon ein "Vielschreiber" gewesen.

Ein entscheidendes Dokument aus seiner Feder: Sein Abdankungsschreiben aus dem Jahr 1848.
Ein entscheidendes Dokument aus seiner Feder: Sein Abdankungsschreiben aus dem Jahr 1848. © Haus der Bayerischen Geschichte

Aber: Nicht bei allen kam er damit gut an, wie die Staatsbibliothek in der Ankündigung der Lesung schreibt. Lübbers erklärt der AZ: "Heinrich Heine verspottete ihn, weil der König seine Berufung an die Universität München verhinderte. Daher hat er sich mit der Feder gerächt."

Die Lesung in Regensburg wird Werke von Ludwig I. und auch Sisi beleuchten. Die Auswahl stammt vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Ostbayern. Der Eintritt ist frei.

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