Bayerische Wirtschaft warnt vor Stromlücke
München (dpa/lby) - Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) sieht eine sichere Stromversorgung in Gefahr. Nach dem Abschalten der beiden letzten bayerischen Kernkraftwerke Ende 2022 "entsteht im Freistaat eine Lücke bei der gesicherten Leistung von rund fünf Gigawatt", warnte der Verband am Mittwoch in München.
Mit dem Ausbau der Wind- und Sonnenenergie sind immer mehr Eingriffe in das Stromnetz notwendig, um es stabil zu halten. Der Netzbetreiber Tennet bezifferte die Kosten der Netzstabilisierung 2017 auf 1,4 Milliarden Euro. "Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien und der Kohleausstieg verschärfen diese Situation zusätzlich", sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Der Strom dürfe nicht noch teurer werden: "Die deutschen Unternehmen zahlen heute schon europaweit einen der höchsten Strompreise."
Heute liegt der maximale Strombedarf in Bayern bei 12,7 Gigawatt. Ohne Atomkraft werden einer Prognos-Studie zufolge in Bayern ab 2023 voraussichtlich nur noch etwa 8 Gigawatt gesichert erzeugt. Die Stromtrassen SuedLink und SuedOstLink sollen 2025 fertiggebaut sein und Windenergie aus dem Norden liefern. Bürgerinitiativen in Thüringen, Hessen und Bayern wollen SuedLink verhindern.
Dezentrale Energieversorgung und besseres Energiemanagement könnten helfen, erklärte die vbw. Dafür müsste die Politik aber innovationsfreundliche Rahmenbedingungen und eine digitale Infrastruktur schaffen. "Für die Wirtschaft ist eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen unerlässlich", betonte Brossardt.
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