Baum-DNA soll Mord aufklären

Überraschung bei den Ermittlungen um die erschlagene Bäuerin: Holzrückstände in der Wunde! Aber Knecht Stefan E. (24) bleibt tatverdächtig.
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Erschlagen: Bäuerin Gerlinde G. aus Geckenheim.
bayernpress.com 4 Erschlagen: Bäuerin Gerlinde G. aus Geckenheim.
Experten des Landeskriminalamts sollen die DNA der Holzreste in der Wunde mit der von Bäumen am Tatort vergleichen.
AP 4 Experten des Landeskriminalamts sollen die DNA der Holzreste in der Wunde mit der von Bäumen am Tatort vergleichen.
Anwalt Norman Jacob will die Unschuld seines Mandanten beweisen.
bayernpress.com 4 Anwalt Norman Jacob will die Unschuld seines Mandanten beweisen.
Bleibt dringend tatverdächtig: Knecht Stefan E. (24).
bayernpress.com 4 Bleibt dringend tatverdächtig: Knecht Stefan E. (24).

Überraschung bei den Ermittlungen um die erschlagene Bäuerin: Holzrückstände in der Wunde! Aber Knecht Stefan E. (24) bleibt tatverdächtig.

NÜRNBERG/UFFENHEIM Kaum zu glauben, aber wahr: Der genetische Fingerabdruck (DNA) von Bäumen (!) soll Licht in den gewaltsamen Tod einer Bäuerin (50) aus Geckenheim (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) bringen. Wie die Nürnberger Staatsanwaltschaft bestätigte, wurde das Bayerische Landeskriminalamt mit dieser ungewöhnlichen Aufgabe beauftragt.

Hintergrund des Spezial-Auftrags: Mitte Januar war die wohlhabende Frau aus dem westlichen Mittelfranken ums Leben gekommen. Die Leiche von Gerlinde G. lag mit einer klaffenden Wunde am Hinterkopf im Wald. Ihr Knecht Stefan E. (24) wurde ein paar Tage später unter dringendem Mordverdacht festgenommen.

Aufgrund der Spurenlage gingen die Ermittler davon aus, dass der junge Mann seine Arbeitgeberin mit einem Werkzeug, eventuell einem Hammer, umgebracht hatte.

Er selbst behauptete, dass die Frau bei Waldarbeiten von einem herabstürzenden Ast getroffen worden ist. Allerdings konnte von der Polizei weder eine in Frage kommende Tatwaffe gefunden werden, noch ein passender Ast, der die tödliche Verletzung hervorgerufen haben könnte.

Schaffen es die Spezialisten, den Splitter einem ganz bestimmten Baum zuzordnen?

Bei den aufwändigen Untersuchungen des Leichnams fanden die Gerichtsmediziner nun überraschenderweise doch Holzrückstände in der Wunde. Für den Würzburger Rechtsanwalt Norman Jacob, der den in U-Haft sitzenden Tatverdächtigen vertritt, ist dies ein Hinweis darauf, dass dessen Version vom Geschehen im Wald durchaus stimmen könnte – und sein Mandant unschuldig ist.

Dem widerspricht die Staatsanwaltschaft energisch. Oberstaatsanwalt Wolfgang Träg zur AZ: „Der dringende Tatverdacht besteht nach wie vor, daran hat sich nichts geändert.“

Was die Ermittlungsbehörden bestärkt, an der Mordversion festzuhalten, ist die Tatsache, dass Stefan E. ein Motiv für das Verbrechen hätte. Bei der Dursuchung des Anwesens wurde ein Vertrag gefunden, in dem Gerlinde G. ihren Hof nach ihrem Tod an Stefan E. vermachte. Nur: Der Vertrag war komplett gefälscht – und der Knecht hat diese Manipulation auch eingeräumt. Mit dem Tod seiner Arbeitgeberin will er allerdings partout nichts zu tun haben.

Unter diesen Umständen könnte die Analyse des Holzstücks in der Wunde des Opfers ein besonders wichtiges Glied in der Beweiskette sein. Stammt es tatsächlich vom herabgefallenen Ast eines bestimmten Baums, müsste die Staatsanwaltschaft noch einmal nachdenken. Der Blick richtete sich gespannt in Richtung LKA-Labor. Schaffen es die Spezialisten, den Splitter einem ganz bestimmten Baum zuzordnen?

Aus menschlichen Rückständen wie Haaren, Hautpartikeln oder Speichel ist die Anfertigung des genetischen Fingerabdrucks längst Routine. Auch bei Tieren funktioniert es. Der Mörder von Carla (12) aus Wilhermsdorf (Kreis Fürth) wurde auch deshalb überführt, weil sich an seiner Kleidung gefundene Haare als die von der Katze des Opfers mittels DNA eindeutig zuordnen ließen.

Helmut Reister

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