Bauernpräsident: Heimische Bio-Bauern werden vom Markt verdrängt

Die EU plant neue Vorgaben für die Öko-Landwirtschaft. Das Ziel, die Regale in Bioläden künftig mit mehr heimischen Produkten zu füllen, wird aber aus Sicht der Landwirte so nicht erreicht. Sie fürchten das Gegenteil.
dpa |
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Die EU plant neue Vorgaben für die Öko-Landwirtschaft. Das Ziel, die Regale in Bioläden künftig mit mehr heimischen Produkten zu füllen, wird aber aus Sicht der Landwirte so nicht erreicht. Sie fürchten das Gegenteil.

Die geplante EU-Ökoverordnung wird nach Ansicht des bayerischen Bauernpräsidenten Walter Heidl der heimischen Bio-Produktion schaden. Viele Öko-Betriebe in Deutschland und Europa müssten voraussichtlich aufgeben, sagte der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes der Deutschen Presse-Agentur. Das Ziel der Bundesregierung, den Anteil der Öko-Anbaufläche von gut sechs Prozent auf 20 Prozent anzuheben, könne so nicht erreicht werden.

Die Reform der seit 1992 bestehenden und 2007 novellierten EU-Ökoverordnung sehe zusätzliche Hürden für eine Umstellung auf Ökolandbau vor. Der bürokratische Aufwand nehme zu. Die Anforderungen an das Produkt stiegen, die Qualitätsanforderungen an die Produktion würden vernachlässigt. «Das ist aus meiner Sicht der völlig falsche Weg», sagte Heidl.

«Die Sicht auf die Erzeugung muss im Vordergrund stehen», ergänzte der Verbandschef. Andernfalls drohten Verhältnisse wie in den USA, wo etwa der Einsatz von Hormonen in der Tierzucht erlaubt ist, solange sie im Fleisch nicht nachweisbar sind. Solche Regelungen widersprächen dem Interesse der Verbraucher, die neben den Produkten auch die Leistungen des Öko-Landbaus für Umwelt, Tier- und Artenschutz schätzten. Auch die Anstrengungen nachhaltig wirtschaftender Betriebe würden so nicht mehr gewürdigt.

Das mache den Weg frei für billiger und teils weniger nachhaltig produzierte ausländische Erzeugnisse. «Man öffnet damit Importen Tür und Tor.»

Dem Vorschlag der EU zufolge sollen für Bio-Lebensmittel nicht wie bisher die regulären Schwellenwerte für Rückstände gelten, sondern an der Babykost-Richtlinie orientierte Werte. «Die Standards werden hochgeschraubt.» Letztlich bedeute das zwei Kategorien bei den Grenzwerten: Konventionelle Waren mit höheren und Öko-Waren mit niedrigeren Werten. Die Verantwortung für die Rückstände etwa von Pflanzenschutzmitteln müssten die Bio-Bauern tragen. Weil gerade sie kleinräumig wirtschaften, seien sie aber besonders den Einflüssen konventionell wirtschaftender Nachbarn ausgesetzt. Das Verursacherprinzip werde auf den Kopf gestellt.
Bio-Produktion wäre damit mancherorts gar nicht mehr möglich, regionale Produkte würden sehr teuer.

«Die Öko-Verordnung wird zu einem Rückgang der Produktion führen», sagte Heidl. «Es werden immer mehr Bio-Waren aus dem Ausland kommen.» Der Entwurf müsse deshalb vom Tisch. Stattdessen müsse die bestehende Verordnung weiter entwickelt werden.

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