Bauarbeiter Mike Frantz: Ideal für den Abstiegskampf

Der Ex-Saarbrücker malochte schon als 15-Jähriger ab fünf Uhr morgens und weiß, was harte Arbeit ist. Sein Handicap: Die malade Hüfte
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Helm auf – und an die Arbeit: Das kennt der frühere Bauarbeiter Mike Frantz seit seinem 15. Lebensjahr.
abendzeitung Helm auf – und an die Arbeit: Das kennt der frühere Bauarbeiter Mike Frantz seit seinem 15. Lebensjahr.

Der Ex-Saarbrücker malochte schon als 15-Jähriger ab fünf Uhr morgens und weiß, was harte Arbeit ist. Sein Handicap: Die malade Hüfte

NÜRNBERG Zwölf Punkte, zwölf Tore, Platz 17 – die Bilanz beim Club ist so düster wie eindeutig. Um das Ruder in den zwei noch verbleibenden Partien gegen den HSV und Köln herumzureißen, sind echte Typen gefragt. Wie viele Profis von dieser Sorte FCN-Trainer Michael Oenning in seinen Reihen hat, wird sich noch herausstellen. Bei einem seiner Schützlinge kann er sich schon sicher sein, dass er weiß, worauf es ankommt: Bei Mike Frantz, dem wahren Kämpfer gegen den Abstieg.

Frantz: "Das fühlt sich wie ein Messerstich an"

Der Junge ist ein Spielertyp, den es heute nur noch selten gibt. Im Ruhrpott, also auf Schalke, in Bochum oder Dortmund, würde man Frantz wahrscheinlich als echten Malocher verehren. Als einen Spieler, der sich für seinen Verein zerreißt, der auch in schweren Zeiten nie aufgibt, sondern stets bis an die Schmerzgrenze geht – und sogar darüber hinaus.

Denn, wie der 23-Jährige erst jetzt offenbarte, plagt ihn seit langer Zeit ein „Impingment“ der Hüfte. Das bedeutet, dass das Gelenk bei zunehmender Ermüdung während des Spiels irgendwann blockiert. Eine unglaublich schmerzhafte Angelegenheit, die erklärt, warum der Wirbelwind bereits fünf Mal in dieser Saison ausgewechselt wurde.

Frantz: „Das ist, als ob etwas klemmen würde. Das fühlt sich wie ein Messerstich an.“ Und: „Man muss immer damit rechnen, dass der Schmerz kommt und froh sein, wenn er nicht kommt.“

Malocher-Mentalität wurde Mike in die Wiege gelegt

Nur über kontinuierliches Stabilisations-Training ist der maladen Hüfte beizukommen. Bis dahin wird Frantz immer wieder pausieren müssen. So wie zuletzt gegen Dortmund, als im Abschlusstraining am Freitag die Schmerzen unerträglich wurden.

Was er aber dann zuhause vor dem Fernseher erlebte, war kaum angenehmer: „Ich kenne das ja selbst noch von unserem 0:4 in Leverkusen. Das ist schon bitter, wenn man die Jungs so untergehen sieht“, so Frantz und fügt an: „Das einzige, was man uns vorwerfen kann ist, dass wir nach dem 0:1 aufgemacht haben.“

Ob es mit ihm beim BVB besser gelaufen wäre, bleibt reine Spekulation. Sicher ist aber, dass sich Frantz mit aller Macht gegen die Pleite gestemmt hätte. Mike kann gar nicht anders. Die Malocher-Mentalität wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. „Mein Vater Ferdinand hat 30 Jahre auf dem Bau gearbeitet und hatte in der Zeit gerade mal zwei Krankmeldungen. Eine wegen eines Trümmerbruchs und die andere wegen einer Lungenentzündung“, erzählt der Junior stolz.

Beim Club können sie sich glücklich schätzen, dass sich diese Einstellung auf den Filius übertragen hat. Kein Wunder, der 23-Jährige musste schon früh erfahren, was harte Arbeit bedeutet. „Mit 15 habe ich auch auf dem Bau gearbeitet. Da musste ich um fünf Uhr raus und bin dann abends noch zum Training.“ Diese Ochsentour hat den Ex-Saarbrücker geprägt und weiter gebracht, „von der 4. Liga in die Bundesliga.“

"Jeder Spieler will doch in der Ersten Liga bleiben"

Und nicht nur das. Bei seinem Trainer ist Frantz mittlerweile zum absoluten Leistungsträger (neun Spiele, drei Tor-Vorlagen) geworden. „Immer wenn er fit war, hat er der Mannschaft geholfen“, lobt Michael Oenning seinen (Bau-)Arbeiter.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Kämpfer gegen den Abstieg für die entscheidende Partie gegen den Hamburger SV am Samstag (15.30 Uhr) gesundheitlich wieder in die Spur findet. Im Moment kann er nur unter Einnahme von Schmerzmitteln trainieren. Aber wahrscheinlich würde der tapfere Kämpfer sogar mit einem gebrochenen Fuß auflaufen. Denn: „Jeder Spieler will doch in der Ersten Liga bleiben. Wer das nicht will, hat den Beruf nicht verstanden.“ Krischan Kaufmann

Mehr über den Club lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Donnerstag, 10. Dezember.

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