Balkonkraftwerke im Trend: Doch jetzt droht plötzlich das Aus

Noch boomt der Markt. Neue, internationale Vorschriften könnten den einfachen Einbau von Photovoltaikanlagen in Bayern allerdings bald deutlich erschweren.
Alexander Spöri
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Ein Vater sitzt mit Kind auf einer Terrasse und zeigt auf ein großes Solarpanel.
Ein Vater sitzt mit Kind auf einer Terrasse und zeigt auf ein großes Solarpanel. © Uwe Umstätter/imago

Balkonkraftwerke erfreuen sich in Deutschland, besonders in Regionen wie Bayern und München, großer Beliebtheit. Allein im Freistaat stieg die Zahl der Steckersolargeräte im letzten Jahr auf rund 119.000 Anlagen, die gemeinsam auf etwa 100 Megawatt Leistung kommen. Bundesweit sind es mehr als eine Million, wie das Marktstammdatenregister verzeichnet.

Diese günstigen Mini-Solaranlagen erlauben vielen Haushalten, mit wenig Aufwand Stromkosten zu sparen. Seit Mai 2024 dürfen aufgrund einer neuen gesetzlichen Grundlage (Solarpaket I) bis zu 800 Watt ins Netz eingespeist werden.

Experten streiten sich über neue Richtlinie – die könnte ab Jahresende gelten

Diesem Trend droht jetzt allerdings ein abruptes Ende – zumindest wenn sich ein Entwurf der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) durchsetzt. Demnach dürften Balkonkraftwerke künftig nicht mehr an vorhandenen Haushaltsstromkreisen mit Schuko-Stecker hängen. Stattdessen wären nur spezielle Einspeise-Steckdosen erlaubt, die in Deutschland noch kaum verbreitet sind.

Der Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) ist dafür zuständig, derartige internationale Empfehlungen in verbindliche nationale Normen zu überführen. Der VDE sieht das Vorhaben allerdings "kritisch und werde entsprechend argumentieren", schreibt der Verband in einer Stellungnahme.

Praktisch würde das unter Umständen dazu führen, dass ein Elektriker eine neue Leitung verlegen muss – für viele Hausbewohner unerschwinglich und in Altbauten oft grundsätzlich schwer umsetzbar.

"Energiewende muss gerecht und für alle zugänglich sein"

Befürworter argumentieren mit höherer Sicherheit. Insbesondere Netzbetreiber begrüßen laut Fachblogs die Idee, über Spezialdosen Rückwirkungen auf das Stromnetz besser kontrollieren und die Netzstabilität erhöhen zu können. Doch Kritiker warnen, die Norm bedeute ein Verbot der bisherigen einfach in Betrieb zu nehmenden Anlagen.

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Forscher von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin kommen in ihrer Analyse zum Ergebnis, dass Balkonkraftwerke am Schuko-Stecker nur "geringfügige Auswirkungen" haben und die Sicherheit nicht leide.

Auch deshalb haben sich der Bundesverband Steckersolar und einige Branchenunternehmen vergangene Woche an die Öffentlichkeit gewandt. Der Entwurf fordere "eine teure und aufwendige Installation der Systeme". Die Energiewende in Deutschland müsse allerdings nicht nur "effizient und sicher, sondern auch gerecht und für alle zugänglich sein", heißt es in dem der AZ vorliegenden Schreiben.

Neue Geräte und Installation könnte in die Höhe schießen

Zahlreiche Youtuber, die durch Videos ihre Solar-Kenntnisse weitergeben, schlagen ebenso Alarm. Darunter Marc Niemann ("Der Kanal") aus Niedersachsen. Die Norm könne den Umgang mit Balkonkraftwerken, "wie wir ihn uns wünschen, völlig verändern", sagt er auf seinem Kanal.

Die Münchner Initiative Solar 2030 rechnet wiederum vor, dass die Installation mehrere Hundert Euro kosten würde. "Die Wirtschaftlichkeit wäre kaum mehr gegeben." Für Bayerns Energiewende wäre ein Ausbremsen der Solarinitiative ein Rückschlag. Und eigentlich wollen Bund und Länder diese fördern, etwa durch eine erleichterte Anmeldung. Bis Ende des Jahres soll die Entscheidung zur Norm fallen.

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