Auszubildende in Bayern etwas zufriedener

Es kommt aber sehr stark auf den Beruf an. Außerdem kann mehr als die Hälfte nicht gut von ihrer Ausbildungsvergütung leben.
von  dpa
Die Zufriedenheit bayerischer Auszubildender ist zuletzt wieder gestiegen. (Archivbild)
Die Zufriedenheit bayerischer Auszubildender ist zuletzt wieder gestiegen. (Archivbild) © Sebastian Kahnert/dpa

Die bayerischen Auszubildenden sind wieder etwas zufriedener. Insgesamt äußerten sich in der Umfrage für den aktuellen Ausbildungsreport der bayerischen DGB-Jugend 72,8 Prozent der Befragten positiv. Das waren 1,9 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Damals hatte die Zufriedenheit einen langjährigen Tiefpunkt erreicht. 

Je nach Beruf gibt es allerdings gewaltige Unterschiede. So lagen die Werte für Mechatroniker oder Fachinformatiker bei über 90 Prozent, bei Hotelfachleuten waren es dagegen nur knapp 41 Prozent, bei Verkäufern, Fachleuten im Einzelhandel, Malern und Lackierern oder Zahnmedizinischen Fachangestellten Werte im 50er-Bereich.

Der durchschnittliche Anstieg auf knapp 73 Prozent sei erfreulich und zeige das Potenzial der beruflichen Bildung, sagt die Bezirksjugendsekretärin der DGB-Jugend Bayern, Anna Gmeiner. Zufriedenheit entstehe dort, "wo Betreuung funktioniert, Mitbestimmung ernst genommen wird und junge Menschen eine verlässliche Perspektive haben."

Fast ein Drittel leistet regelmäßig Überstunden

Weiterhin berichteten viele Auszubildende von deutlichen Belastungen: 31,5 Prozent leisteten regelmäßig Überstunden, knapp 8 Prozent sogar mehr als fünf Stunden pro Woche. "Diese Zahlen widerlegen den Vorwurf, junge Menschen seien nicht leistungsbereit", betont Gmeiner. Viele leisteten bereits mehr, als für eine gute Ausbildung zumutbar sei. Auch der Landesvorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl betont: "Die junge Generation ist engagiert, sie will arbeiten und Verantwortung übernehmen. Sie ist nur nicht bereit, sich ausbeuten zu lassen. Das ist kein Mangel an Leistungswillen – das ist gesunder Menschenverstand und Ausdruck moderner Arbeitskultur."

Problematisch ist allerdings die finanzielle Situation. Mit einer durchschnittlichen Vergütung von 1.045 Euro gaben rund 55 Prozent an, davon gar nicht oder nur eingeschränkt selbstständig leben zu können. Vergleichszahlen aus den Vorjahren liegen hier zwar nicht vor, Stiedl und Gmeiner gehen aber davon aus, dass sich die Lage verschärft hat. 

Widerspruch aus der Wirtschaft

Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag widerspricht der Kritik: "Solange sich die Jugendlichen in einer beruflichen Ausbildung befinden, zu der unter anderem auch der Besuch der Berufsschule gehört, sind die Eltern nach geltender Rechtslage unterhaltspflichtig und erhalten weiter Kindergeld für ihren Nachwuchs", betont er. Angesichts der besonderen Pflichten der Ausbildungsbetriebe im Ausbildungsverhältnis, sei die Ausbildungsvergütung vom Gesetzgeber bewusst nicht darauf angelegt, ein selbstständiges Leben mit eigener Haushaltsführung zu ermöglichen. Daher sei sie auch vom Mindestlohn ausgenommen. Außerdem stünden Unterstützungsmöglichkeiten wie Ausbildungs-BAföG, Berufsausbildungsbeihilfe, Fahrtkostenzuschüsse und weitere Sozialleistungen zur Verfügung.

Angebot nicht überall gut

Stiedl sieht zudem kritisch, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen gerade in ländlichen Regionen begrenzt ist. "Für viele ist es kaum realistisch, in die Städte zu pendeln – weil der ÖPNV vor Ort fehlt oder unzuverlässig ist. Gleichzeitig sind die Mieten in den Ballungszentren so hoch, dass ein Umzug für viele junge Menschen nicht infrage kommt", sagt er. Gut ein Viertel der Befragten macht seine Ausbildung derzeit in einem Beruf, der nicht geplant oder nur eine Notlösung war. Ein Drittel im Wunschberuf. 

Dabei ist es für die Zufriedenheit essenziell, einen zum eigenen Berufswunsch passenden Ausbildungsplatz zu finden. 88,6 Prozent der Auszubildenden im Wunschberuf waren zufrieden, bei denen mit einer Notlösung waren es nur 45,1 Prozent. 

Der Ausbildungsreport wird jährlich erhoben. Für die aktuelle Ausgabe wurden im Zeitraum von September 2024 bis Juni 2025 1.345 Auszubildende befragt. Laut DGB ist die Studie repräsentativ.

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