Aus is’ mit dem Fensterln
Studenten wollten Gaudi und Tradition mit einem Wettbewerb verbinden, doch die Uni findet: Das ist sexistisch
Passau - Gefensterlt haben die Bayern schon immer. In Passau allerdings heißt es jetzt erst einmal: Die Fenster bleiben zu. Der geplante Wettbewerb „Fensterl-König“, organisiert von Passauer Sportstudenten, ist kurzfristig abgeblasen worden. Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität hat ihnen dazwischen gefunkt: Die Aktion stellt die Frauen als Objekt dar – das geht so nicht.
Was die Uni an der Aktion stört: Die Veranstaltung im Rahmen des Campusfestes und die dazugehörige Werbung rufen in den Augen der Universität absichtlich „stereotype Geschlechtsbilder“ hervor, erklärt Pressesprecherin Katrina Jordan. Auf dem Flyer ist eine attraktive Blondine im Dirndl zu sehen, die auf den schnellsten Mann in Tracht wartet. Wer alle Hindernisse überwindet und als Erster bei der Schönheit ankommt, gewinnt und darf sie busseln. Die Frau wird damit zum Objekt degradiert, so die Uni.
Das noch größere Problem allerdings: Ausschließlich Männer sollten die Leiter erklimmen. Frauen wären vom Wettbewerb komplett ausgeschlossen gewesen. Der Kompromiss-Vorschlag der Uni: Wenn auch Frauen mitklettern dürfen, dann könnte die Veranstaltung trotzdem stattfinden. Ein ausdrückliches Verbot des Wettbewerbes will die Einrichtung nicht ausgesprochen haben. Sie hatte wohl auf das Einlenken der Studenten gehofft.
Für die jungen Burschen ist das ein Schmarrn: Der Vorschlag ist für die Studenten allerdings keine Option: „Wenn ich die Regeln ändere und Männer auf dem Balkon stelle und Frauen die Leiter hochklettern, hat das nichts mehr mit Tradition zu tun“, wird einer der Hauptorganisatoren, Niko Schilling, von lokalen Medien zitiert.
Die Konsequenz: Die Veranstaltung am morgigen Donnerstag ist verschoben. „Wir sind zwar der Meinung, dass das Fensterln eine Ur-Bayerische Sportart ist, die sich den neumodischen Zwängen des Gender-Wahnsinns nicht zu unterwerfen braucht, beugen uns aber vorerst dem Willen der Verwaltung“, schreiben die Sportstudenten bei Facebook.
Im Internet ist eine hitzige Diskussion entbrannt – auch zwischen Frauen: „Dann kann man ja nur hoffen, dass man sich mittlerweile auch um die ernsteren Fälle von Diskriminierung angenommen hat, wenn das alles ist, womit man sich dort noch beschäftigen muss“, schreibt Christiane Biebl. Viele finden die Gleichberechtigungs-Intervention der Uni lächerlich und peinlich. Ein Gaudi-Killer. Es gibt aber auch andere, die sich für veränderte Regeln aussprechen: „Wenn es rein um die (traditionelle) Sportart geht – wieso öffnet man das Event nicht ebenso für Frauen als Teilnehmerinnen und als Trophäe gibt es keine Frau zu küssen, sondern eine Glocke zu läuten?“, schreibt Anja Labandowsky.
Ein kleiner Funke Hoffnung bleibt den Fensterln-Freunden: Weil das Wetter für diesen Donnerstag so schlecht werden soll, sind die „Campus Games“, in dessen Rahmen der Fensterl-König bestimmt werden sollte, gestern komplett auf einen anderen Termin verschoben worden, so Niko Schilling. Vielleicht schauen bis dahin alle Beteiligten ein bisserl über ihre Fensterläden hinaus und finden eine gemeinsame Lösung.
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