Aus Hass: Muttersöhnchen (57) bringt Vater um!

Alfred B. (57) erstickte den schlafenden 84-Jährigen mit Kissen, legte ihn dann in eine volle Badewanne, um Suizid vorzutäuschen
von  Abendzeitung
Vor Gericht: Der Gelegenheitsarbeiter Alfred B. (57), der noch bei seinen Eltern gewohnt hatte, im Gespräch mit seinem Verteidiger Sven Oberhof.
Vor Gericht: Der Gelegenheitsarbeiter Alfred B. (57), der noch bei seinen Eltern gewohnt hatte, im Gespräch mit seinem Verteidiger Sven Oberhof. © Berny Meyer

Alfred B. (57) erstickte den schlafenden 84-Jährigen mit Kissen, legte ihn dann in eine volle Badewanne, um Suizid vorzutäuschen

Es hätte der perfekte Mord sein können, wenn nicht ein paar Fehler passiert wären: Mit einem Federkissen erstickte der ehemalige Sargbauer Alfred B. (57) laut Anklage seinen schlafenden 84-jährigen Vater – nicht weil er ihn von seinen Gebrechen erlösen wollte, sondern sich und die Mutter von dem Familientyrannen, den er hasste. So hatte es der Angeklagte mit dem langen, schlohweißen Haar noch bei Polizei-Vernehmungen angegeben. Gestern im Mordprozess schwieg er.

Auch was die Beziehung zu seiner Mutter (76) betraf. „Ich bin ein Muttersöhnchen“ soll er früher ausgesagt haben. Zeit seines Lebens wohnte der ledige Mann bei den Eltern, zuletzt in der Dreizimmer-Wohnung am Scharfreiterring in Nürnberg-Langwasser. Gewalttätig, rücksichtslos und egoistisch soll der Vater gewesen sein, schlief alleine im Schlafzimmer, seine Frau auf der Wohnzimmer-Couch. Der Ex-Bergarbeiter Hans B. hatte Probleme mit der Lunge, sei aber noch so vital gewesen, dass er Geld gefordert habe, um ab und an bestimmte Damen aufzusuchen.

Am frühen Morgen des 27. Dezember 2008, so die Anklage, schlich sich Alfred B. ans Bett seines schlafenden Vaters und drückte ihm ein Kopfkissen fünf Minuten lang aufs Gesicht, bis er erstickt war. Dann zog er den entkleideten Toten ins Bad und legte ihn in die bereits gefüllte Wanne – und zwar bäuchlings und mit dem Kopf unter Wasser. Um sicherzugehen, dass der Vater auch tot war, ließ er noch einen unter Strom stehenden Föhn kurz ins Wasser.

Der Föhn lag am Waschbecken, als die erst Stunden später alarmierte Polizeistreife und der Rettungsdienst eintrafen. „Ertrunken in der Badewanne, möglicherweise Suizid“, stand zwar auf dem Totenschein. Doch Zweifel blieben wegen der seltsamen Lage des Alten im Wasser. Außerdem: „Derart gefühlskalte Hinterbliebene“, so ein Polizist, hatten weder die Beamten noch die Ärzte je erlebt.

„Es war auch alles so perfekt organisiert“, sagte Notarzt Michael K. (41): „Ausweis, Geburtsurkunde und Krankenunterlagen des Verstorbenen waren auf dem Tisch ausgebreitet, damit ich ja schnell den Totenschein ausfüllen kann.“ – „Wie eingefroren“ so seine Kollegin, saßen Mutter und Sohn an dem Tisch, zeigten keine Spur von Trauer, eher von Erleichterung. Und dann fiel der verhängnisvolle Satz der Mutter, der aufhorchen ließ: „Wenn das hier vorbei ist, bekommt er kein Begräbnis, sondern wird ganz schnell verbrannt.“ Doch stattdessen ließ der Staatsanwalt Hans B. obduzieren. Das Ergebnis: Er war nicht ertrunken, sondern erstickt worden. Wollte Alfred B. seiner Mutter einen Gefallen tun? Sie kann nicht mehr gehört werden, verstarb im Juli im Krankenhaus. Der Prozess geht Montag weiter. cis

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