Auf die Plätze, fertig – platsch!
Arschbomben-WM im Stadionbad: 85 Athleten aus sieben Nationen kämpfen um die Ehre. Mit Tempo 70 prallen sie im Wasser auf. Es gewinnt, wer am meisten spritzt.
NÜRNBERG Bis vor einigen Jahren waren Schutzhosen verboten. Doch seit sich die Splashdiver mit immer spektakuläreren Sprüngen vom Zehn-Meter-Turm ins Schwimmbecken stürzen, ist die Drei-Hosen-Technik erlaubt. „Sonst wären die Schmerzen doch zu groß“, sagt Oberkampfrichter Uwe Schlicker (42) aus Bayreuth. Eine Badehose, eine Neopren-Hose und Bermuda-Shorts – wegen der besseren Optik – schützen jetzt die Athleten, wenn sie mit Tempo 70mit ihrem Hinterteil eintauchen und versuchen, möglichst viel Wasser zu verdrängen. Früher, als es noch keine Weltmeisterschaften in dieser Disziplin gab, hießen solche Sprünge einfach Arschbomen. Gespritzt hat es so und so – und lustig war es auch.
Ein zutiefst fränkischer Sport
„Aber seit wir internationale Wettkämpfe haben, brauchten wir auch einen internationalen Begriff“, erklärt Schlicker. 85 Teilnehmer aus sieben Nationen hatten sich bis gestern Abend bei der Weltmeisterschaft im Nürnberger Stadionbad angemeldet. So wie Raphael Hafgenscheit (15) aus der Nähe von Münster. Er trainiert seine Technik auf einem kleinen Trampolin, das hinter dem Sprungturm aufgebaut ist. Seit neun Monaten ist er aktiv. „Ich trainiere zweimal in der Woche und hoffe, dass sich bei meiner ersten WM gut abschneiden werde“, sagt er. „Die Bedingungen hier in Nürnberg sind gut. Das Wasser ist schön warm. Nur der Regen und die Kälte draußen stört etwas.“
Splashdiving ist übrigens ein zutiefst fränkischer Sport. Arschbombing quasi. Erfunden hat sie der Bayreuther Oliver Schill, der seine Idee seit 2004 weltweit vermarktet. Und von wegen Spaß! Es gibt ein strenges Reglement, nach dem die Sprünge bewertet werden.
Auf den Sound kommt es an
Zum einen geht es darum, dass sich die Sportler beim Absprung furchtlos und ohne Zögern in die Tiefe stürzen. Beim Flug nach unten, dem so genannten Move, gibt es für jeden Salto und jede Schraube Extrapunkte. Das wichtigste ist jedoch der Splashdown, das Eintauchen ins Wasser. Dabei geht es darum, dass das Wasser richtig hoch spritzt.
„Außerdem kommt es auf den Sound an, der beim Aufprall entsteht“, sagt Schlicker. Je lauter, desto mehr Punkte. Und dann gibt es 13 verschiedene Landepositionen: den Anker mit einem gestreckten Bein (einfach), die Arschbombe, die Kartoffel (Kopf zuerst) oder das Brett (Sitzposition mit nach vorne gestreckten Beinen). Eine siebenköpfige Jury entscheidet über die Punkte.
Damit wäre Arschbombing mindestens reif für Olympia. Lieber doch nicht, meint Oberkampfrichter Schlicker. „Da passen wir nicht so richtig dazu. Wir sind halt eine Fun-Sportart!“
Wer sich davon überzeugen will: die Wettkämpfe finden am Samstag, 16.8., ab 12 Uhr und am Sonntag ab 10.30 Uhr im Stadionbad statt. Eintritt: 1,80/3,60 Euro.
Weitere Arschbomben-Bilder finden Sie in unserer Bildstrecke, mehr über die amtierende Weltmeisterin in der Printausgabe Ihrer AZ am Wochenende, 16./17. August.