ARGE lässt Vermieter hängen

Über zwei Jahre hat Jürgen Lämmermann keinen Cent erhalten: 20.000 Euro stehen aus.
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Jürgen Lämmermann ist am Verzweifeln: Mieter Luigi P. kassierte das Wohngeld, aber überwies keinen Cent. Obwohl die Wohnung erwiesenermaßen in Ordnung ist.
bayernpress.com Jürgen Lämmermann ist am Verzweifeln: Mieter Luigi P. kassierte das Wohngeld, aber überwies keinen Cent. Obwohl die Wohnung erwiesenermaßen in Ordnung ist.

Über zwei Jahre hat Jürgen Lämmermann keinen Cent erhalten: 20.000 Euro stehen aus.

NÜRNBERG Jürgen Lämmermann ist kein Miethai. Dem 39-Jährigen gehört ein Haus in St. Leonhard – „und wäre es nicht mein Elternhaus, hätt’ ich es längst verkauft“, sagt er, der selbst zur Miete in Cadolzburg wohnt.

Immer öfter wünscht sich Lämmermann, er hätte sein Haus längst verkauft. Denn seit zwei Jahren verweigert ihm ein Mieter alle Zahlungen. 20.000 Euro stehen aus. Mieter Luigi P. (Name geändert) behauptet, die Wohnung sei feucht und schimmlig – was ein Gutachter im vergangenen Sommer widerlegt hat. Aber Luigi P. ist Arge-Kunde, kassiert sein Wohngeld vom Amt. Nachdem sich Lämmermann nun im August 2008 bei der Arge darüber beschwert hat, über Jahre keinen Cent erhalten zu haben, stoppte die Sachbearbeiterin die Mietzahlungen an P. Aber anstatt dem Vermieter den monatlichen Obulus direkt zu überweisen, wurde das Geld eingefroren. Lämmermann, der längst einen Anwalt eingeschaltet hat, wurde mitgeteilt, das Amtsgericht sehe es noch nicht als erwiesen an, dass die Wohnung schimmelfrei ist – es müsse ein weiteres Gutachten her.

ARGE-Chef Rückel kann sich den Fall „im Abstrakten kaum vorstellen“

Erstaunlich. Ebenso die Tatsache, dass HartzIV-Empfänger ihr Wohngeld aufs eigene Konto ausbezahlt bekommen und es das Amt nicht direkt an den Vermieter überweist. Also musste Lämmermann selbst bei der ARGE vorstellig werden: „Ans Telefon bekommst du da keinen.“ Die Sachbearbeiterin erklärte ihm schließlich, das Geld sei „eingefroren“. Erst wenn das Amtsgericht beschieden habe, die Wohnung sei okay, würde ihm der mittlerweile fünfstellige Betrag ausgezahlt.

Auch die AZ hatte zunächst kein Glück, beim Versuch, Nürnbergs ARGE-Boss Claus-Dieter Rückel zu erreichen. Nach einigen Versuchen inklusive Falschvermittlung ans Arbeitsamt und die ARGE in Weiden, gelang es nach einigen Tagen. „Wir zahlen das Wohngeld grundsätzlich an unsere Kunden aus“, erklärt Rückel. „Damit tragen wir dem Autonomie-Prinzip Rechnung“ – die Empfänger sollen lernen, zu haushalten. „Nur wenn das überhaupt nicht klappt“, überweist die ARGE die Mietkosten direkt an die Hauseigner. Den Fall Lämmermann hält Rückel für „merkwürdig“. Dass Mietzahlungen komplett einbehalten würden, kann sich der ARGE-Chef „im Abstrakten kaum vorstellen“.

Im Konkreten ist es aber so: ARGE-Teamleiter Simzic („Mein Vorname tut nix zur Sache“) hat „den Fall weitläufig mitbekommen“, will bloß „gegen keine Verfahrensregeln verstoßen“, behält daher die komplette Miete ein: Außerdem müsse ja da „Hin- und Hergebuche“ nicht sein, wenn sich herausstellt, dass Luigi P. tatsächlich eine Mietminderung geltend machen kann. Dass Lämmermann an den riesigen Rückständen schier verzweifelt, interessiert ihn wenig: „Können das Mieter und Vermieter nicht untereinander klären?“

Jürgen Lämmermann hätte das gerne getan.

Steffen Windschall

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