Anwohner kämpfen gegen Swinger-Club

In Schwaig bei Nürnberg droht ein langer Rechtsstreit. Denn wenn der Betreiber alle Auflagen einhält, ist ein Verbot nur schwer durchsetzbar.
von  Abendzeitung
Die Bewohner der Siedlung in Schwaig demonstrieren vor dem Bungalow im Glasschleifweg.
Die Bewohner der Siedlung in Schwaig demonstrieren vor dem Bungalow im Glasschleifweg. © Berny Meyer

In Schwaig bei Nürnberg droht ein langer Rechtsstreit. Denn wenn der Betreiber alle Auflagen einhält, ist ein Verbot nur schwer durchsetzbar.

SCHWAIG Mit der friedlichen Idylle könnte es in der beschaulichen GemeindeSchwaig (Kreis Nürnberger Land) vor den Toren Nürnbergs bald vorbei sein. Investoren planen nämlich, in einem Haus im Glasschleifweg einen Swinger-Club zu eröffnen. Die Anwohner, durchwegs Familien mit zum Teil kleinen Kindern, laufen dagegen Sturm.

Eng beschriebene Unterschriftenlisten und diverse Schreiben an die Gemeindeverwaltung dokumentieren die große Besorgnis der Anwohner, ihr Wohnviertel am westlichen Ortsrand könnte durch den Sündenpfuhl massiv beeinträchtigt werden. „Welche Familie mit kleinen Kindern würde wohl in ein Haus ziehen, wenn in direkter Nachbarschaft ein Swinger-Club betrieben wird?“, fragt sich ein Anwohner. Er deutet in Richtung des Hauses, das lüsterne Paare zu Partnertausch und anderen Extravaganzen anlocken soll, und erklärt ein weiteres Dilemma: „Das ist hier eine Sackgasse. Wer rein will, kann nur durch diese Straße fahren, und nur auf demselben Weg auch wieder zurück. In diesem Wohnviertel ist das eine Zumutung.“

Kinderkrippe in Sichtweite

An die Gemeindeverwaltung hat sich jetzt auch „Novum Sozial“ gewandt. Das gemeinnützige Unternehmen eröffnet Anfang nächsten Jahres in Sichtweite des geplanten Swinger-Clubs eine Kinderkrippe. „Den Kindern“, so heißt es in dem Brief, „sollen wichtige soziale und gesellschaftliche Werte vermittelt werden, die für ihr Heranwachsen zu glücklichen, stabilen Persönlichkeiten unerlässlich sind. Wir haben für die Kinder eine große Fürsorgepflicht. (...) Diesem Auftrag steht ein Swinger-Club absolut gegenüber.“

Der Appell an die Gemeindeverwaltung, der Eröffnung eines derartigen Etablissements nicht zuzustimmen, ist dort bereits angekommen. Im örtlichen Bauausschuss wurde ein entsprechender Nutzungsantrag des Hausbesitzers bereits vor längerer Zeit abgewiesen. Eine erkennbare Wirkung auf die Swingerclub-Planungen zeigte die ablehnende Haltung der Gemeinderäte indessen nicht.

Die Meinung der Schwaiger Bürger fließt zwar in das laufende Genehmigungsverfahren mit ein. Doch entschieden wird letztendlich im Landratsamt Nürnberger Land in Lauf.

Die Anwohner wollen alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen

Rolf List, Sprecher der Behörde, sieht im Moment keinen Handlungsbedarf. „Es liegt lediglich eine Voranfrage vor, die aber viel zu allgemein gehalten ist. Auf dieser Grundlage können wir keine Entscheidung treffen“, sagte er zur AZ. Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, dass ein Verbot dann nicht durchsetzbar sei, wenn der Betreiber alle behördlichen Auflagen einhält.

Die Anwohner sind sich dahingehend einig, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, wenn es nicht anders geht. Damit ist eine lange juristische Auseinandersetzung praktisch schon programmiert.

Helmut Reister

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