Anwohner-Aufstand gegen Spielplatz!
Erbitterter Streit in Ziegelstein um ein von der Stadt genehmigtes Projekt. Jetzt muss erneut abgestimmt werden. Voten Sie online!
NÜRNBERGNürnberg wirbt gerne mit dem Prädikat „Kinderfreundlich“. Doch das gilt offenbar nicht für die ganze Stadt: In der Gräfenberger Straße in Ziegelstein sind viele Eltern fassungslos! Denn die Stadt Nürnberg hat hier einen Spielplatz vorgesehen. Doch einige Anwohner laufen jetzt dagegen Sturm.
In Nürnberg fehlen 31.000 Quadratmeter an Spielfläche für die Kleinen. Hoch ist der Bedarf auch in Ziegelstein: Rund um die Gräfenberger Straße wohnen etwa 50 Kinder im Spielplatz-Alter. Der nächste öffentliche Spielplatz ist am Marienberg – etwa zwei Kilometer entfernt. Deshalb waren die Familien in ihren hier typischen Reihenhäusern glücklich, als sie erfuhren, dass die beiden kleinen Wiesen, die die Gräfenberger Straße trennt, umgestaltet werden sollen: Eine kleine Ecke sollte mit Spielgeräten aufgehübscht werden, ein Zaun verhindern, dass die Kinder auf die Straße laufen.
Das war rund 160 Anwohnern zu viel. So viele haben einen Protestbrief unterschrieben. Auch Dieter Blase: „Wir hatten damals einen Sandkasten im Garten“, betont er. Außerdem soll die Wiese für alle nutzbar sein, wie in den vergangenen Jahrzehnten. Ein Argument, das immer wieder zu hören ist: „Schon vor 30 Jahren haben unsere Kinder auf der Wiese gespielt. Was sollen jetzt da die Spielgeräte? Damit wird der Platz zum Areal nur für kleine Kinder.“
SPD-Boss Vogel solidarisiert sich mit den Eltern
Dass die andere Bedürfnisse haben als große, wird weggewischt. Doch die Wiese ist groß genug, dass auch gebolzt werden kann. Es bleibt der Eindruck, dass es hier um etwas anderes geht: Lärm zum Beispiel. Die Frage, ob Kindergeschrei der Grund des Protestes sein könnte, wird allerdings vehement verneint.
Auch der geplante Zaun um den Platz stößt auf Widerstand. Verrückt: Normalerweise wären Anwohner froh darum. Denn direkt an dieser Fußballwiese parken Autos. Ein Zaun könnte Beulen durch Bälle verhindern.
Christian Vogel, Nürnbergs SPD-Boss, wohnt in direkter Nähe. „Ich bin erstaunt, dass es Proteste gegen einen Spielplatz gibt“, sagt der Kommunalpolitiker. Den jungen Familien raten die Gegner, doch in den Marienbergpark zu gehen, das seien nur ein paar Minuten zu Fuß. Andreas Klotz (40) ist fassungslos: „Meine Zwillinge sind drei Jahre alt. Mit ihnen brauche ich eine halbe Stunde.“ Er bleibt ruhig, als eine Gegnerin ihn fragt: „Nehmen Sie sich keine Zeit für ihre Kinder?“ „Doch. Aber mit dem Spielplatz hier könnte ich diese Zeit auch nutzen.“
Der Streit landet jetzt im Jugendhilfeausschuss. Dort wird am 26. März abgestimmt. sw