Anschlags-Ziel Nürnberg? Terrorgefahr so groß wie nie!

Kontrollen am Hauptbahnhof und am Flughafen verschärft – Gewerkschaft warnt: Wir haben zu wenig Beamte! Innenministerium sichert Unterstützung für den Christkindlesmarkt zu
NÜRNBERG Terror-Angst: Sobald am Nürnberger Hauptbahnhof über die Monitore der Überwachungskameras Verdächtiges an den Schließfächern bemerkt wird, sieht sich der Reisende mit Polizisten mit Maschinenpistolen konfrontiert. Auf einer Skala von eins – keine Gefahr – bis zehn – akute Gefahr – liegt Deutschland jetzt bei neun! Eine Zahl, die wohl in Nürnberg jeden Polizisten anspornt, seine Arbeit so gut wie möglich zu machen. Nur: Es sind zu wenig Polizisten da. Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Wir haben zu wenig Personal, um die Bürger richtig zu schützen.“
Der Nürnberger Rainer Nachtigall ist im Vorstand der „Deutschen Polizei-Gewerkschaft“ (DPolG): „Wir sind an unserer Belastungsgrenze. Die Beamten kommen nicht mehr aus den Stiefeln. Was jetzt im Einsatz ist, ist alles, was wir haben – wir haben keine Reserven mehr.“
Experte kann sich an keine vergleichbare Gefährdung erinnern
Nachtigall kann sich in den 28 Jahren, in denen er im Dienst ist, an keine derartige Gefährdung erinnern. Wie alle Nürnberger Polizisten sorgt auch er sich um den Christkindlesmarkt. „Er zieht Menschen aus aller Welt an und wäre als exponierte Stelle ein potenzielles Ziel für einen Anschlag.“ Die Enge in den Budengassen, das Gewimmel an Menschen – ein idealer Ort, um möglichst viele zivile Opfer zu treffen. Das Präsidium in Nürnberg kündigte bereits an, dass Polizei verstärkt am Markt Streife laufen wird. „Aber“, wirft Nachtigall ein, „wo an einer Stelle die Präsenz erhöht wird, fehlt sie an anderer Stelle, vor dem Bahnhof beispielsweise.“
Die Polizei stoße an ihre Grenzen, bundesweit fehlten 10.000 Polizisten. Das hat zur Folge, dass sich andere Bundesländer Beamte ausleihen: Nürnberger Polizisten schützten so auch den Castor, müssen gleich danach wieder bei Fußballspielen parat stehen und kürzlich die DGB-Demo absichern. „Die dort Dienst taten, das war unser letztes Aufgebot.“ Nachtigall warnt: „Es gibt Hinweise auf Anschläge bis Ende des Monats – aber wir gehen davon aus, dass die Gefährdungssituation bis Jahresende halten wird.“
Hoffen auf zusätzliche Kräfte
Nächster Großeinsatz: Am 7. Dezember wird Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel in Nürnberg zum Festakt zum Bahnjubiläum erwartet - jene Politikerin, der seit ihrer Wiederwahl 2009 mit islamistischen Anschlägen gedroht wird. Nachtigalls Hoffnung: „Dass das Präsidium Einsatzkräfte beim Innenministerium beantragen wird. Dann haben wir vielleicht die Chance, dass wir beim Christkindlesmarkt noch zusätzliche Kräfte bekommen.“
Auf Nachfrage im Präsidium wird klar: Nachtigalls Hoffnung ist bereits Wirklichkeit. Präsidiums-Sprecherin Elke Schönwald: „Die zusätzlichen Kräfte sind uns bereits zugesichert. Wir bekommen Unterstützung, uniformiert und zivil.“
Susanne Will