Ansbachs „Rennfahrer Biebele“ startet durch

Der Spiele-Erfinder Thomas Fitzthum gab auf der Messe Vollgas mit seinem neuesten Streich. Der Clou: Das Spiel kann gar nicht gekauft werden.
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Bei „Rennfahrer Biebele“ ist Improvisieren Trumpf: Thomas Fitzthum und Hostess Tanja spielen am Tisch...
Berny Meyer 2 Bei „Rennfahrer Biebele“ ist Improvisieren Trumpf: Thomas Fitzthum und Hostess Tanja spielen am Tisch...
...oder am Boden: Hier kommen die menschlichen Spielfiguren ins Schwitzen.
Berny Meyer 2 ...oder am Boden: Hier kommen die menschlichen Spielfiguren ins Schwitzen.

Der Spiele-Erfinder Thomas Fitzthum gab auf der Messe Vollgas mit seinem neuesten Streich. Der Clou: Das Spiel kann gar nicht gekauft werden.

NÜRNBERG/ANSBACH Der selbst ernannte „Stachel im Fleisch der Industrie“ hat es sich mal wieder gemütlich gemacht auf der Nürnberger Spielwarenmesse.

In Halle 10.1, eine Etage über und Lichtjahre entfernt von chinesischen Plastiktieren und anderem Fernost-Nippes thront Thomas Fitzthum (50) zwischen skurrilen Helikoptern aus Tannenzapfen und Walnussschalen, einer windschiefen Schusserbahn aus Lehm und Luftballon-betriebenen Booten, gefertigt aus Flaschenkorken. Hinter ihm plätschert ein tönerner Brunnen, über dem kleinen Stand seines „Garten Verlag“ hängt ein großes Plastikbanner mit einer aufgepinselten liegenden roten 8: das Spielfeld für den neuesten Coup des Ansbacher Tausendsassas: „Rennfahrer Biebele“, eine Art bewegungsintensives „Mensch Ärgere Dich nicht“.

500 Exemplare für ein Waldorf-Projekt in Venezuela

In den Regalen seiner Messe-Bude hat Fitzthum noch verschiedene Versionen seines Buchstaben-Lernspiels „Wau Wau“ liegen, mit dem er in den letzten zwei Jahren Furore gemacht hat auf der Spielwarenmesse und in der Welt der Lernpädagogik. In den TopTen der Fachpostille „spielen und lernen“ war er damit gelandet, chinesische Studenten an der Ansbacher FH und Kindergarten- und Grundschulkinder aus ganz Deutschland lernen mit dem Kartenalphabet Deutsch.

Heuer aber vertreibt Fitzthum keine Spiele, sondern die Ideen dazu: Sein „Rennfahrer Biebele“ wird (zumindest noch) nicht spielfertig verkauft, sondern lediglich die Anleitung dazu, mit Bastel-Tipps und Regelwerk. Schön, aber schlicht gebunden in einem roten Büchlein, das keine zehn Euro kostet.

Auch die ausgestellten Holzminiaturen sind unverkäufliche Einzelstücke. Wer mit den öko-korrekten Objekten spielen möchte, „der muss halt selber raus gehen“, sagt Fitzthum. Sich erst eines der drei Hefte besorgen, in denen die Konstruktionen beschrieben werden. Und dann ab in den Wald oder eben dahin, wo sich geeignete Bauteile finden. Do it yourself, Improvisieren ist Trumpf! Und wie gemacht für Kindergärten und Grundschulklassen. Am zweiten Messe-Tag orderten Pädagogen aus der venezolanischen Hauptstadt Caracas 500 Exemplare für ein Waldorf-Projekt. Stückpreis: drei Euro. Der Spiele-Idealist, der eigentlich „bloß seine Kosten decken“ will, macht Business. Auch der Würfel-Spaß „Rennfahrer Biebele“ ist beliebig modifizierbar, kann am Tisch mit – natürlich selbst gebastelten – Miniaturfiguren gespielt werden oder auf dem Fußboden, auf der Straße mit einem großen, Kreide-gemalten Feld, auf dem die Menschen selbst die Figuren sind.

Gemütlich oder schweißtreibend, mit Bauelementen aus dem Baumarkt, dem Wald oder vom Sperrmüll, zu Regeln, die jede Spielgruppe selbst bestimmt – und das für schlappe neun Euro.

Das Preis-/Leistungsverhältnis des „Stachels im Fleisch der Industrie" hat auf der Spielwarenmesse wohl kaum ein anderer Aussteller zu bieten.

Steffen Windschall

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