Anlage-Betrug? Fürther Millionär sitzt in U-Haft!
Michael Lindemann (36) soll fast 200 betuchte Kunden um viel Geld gebracht haben.
NÜRNBERG/FÜRTH Bescheidenheit war noch nie die Maxime von Michael Lindemann (36). Der Fürther Unternehmer („Skyter Shipping“), der mit Luxusyachten dealt, umgab sich gern mit den Schönen und Reichen, feierte ausgelassene Partys, trat als großzügiger Sponsor in Erscheinung. Jetzt sitzt er erstmal im Knast:Betrug in Millionenhöhe wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor.
Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung war ganz begeistert, als er sich vor ein paar Monaten von Michael Lindemann die repräsentativen „Skyter“-Geschäftsräume in der Hornschuchpromenade zeigen ließ. Die Schwärmerei des Stadtoberhauptes hing auch damit zusammen, dass das Unternehmen mit Niederlassungen in Fürth, Luxemburg und Rumänien versprochen hatte, anlässlich der Feiern zum Eisenbahnjubiläum als Hauptsponsor einzusteigen.
Lindemann, der sich nach eigenen Angaben finanziell schon länger im Motorsport engagiert, ließ sich vor einem Jahr auch in Nürnberg groß feiern. Ute Scholz, Witwe des verstorbenen Alt-Oberbürgermeisters Ludwig Scholz und leidenschaftliche Kämpferin für den Nürnberger Frauen-Radrennsport, hatte ihn als Sponsor der „Equipe“ aufgetrieben. Das Team brauchte nach dem Ausstieg der Nürnberger Versicherungen dringend Geld. Kein Problem für den „Skyter“-Boss: Er kündigte an, jährlich 800.000 Euro in das Team zu stecken.
Was keiner ahnen konnte: Die Millionen, mit denen der smarte Unternehmer nur so um sich warf, gehörten ihm gar nicht. „Es besteht der dringende Verdacht, dass er Kunden, die ihm Geld zur gewinnbringenden Anlage anvertraut hatten, betrogen hat. Nach den bisherigen Ermittlungen geht es um knapp 200 Einzelfälle“, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Nach Informationen der Abendzeitung gründete Lindemann, der in Nürnberg geboren wurde und in der Schweiz Finanzökonomie studierte, ein undurchsichtiges Firmengeflecht, in dem er das anvertraute Vermögen seiner betuchten Kunden hin- und herschob. Am Ende, so die Ermittlungen der Behörden, versickerte es zum großen Teil in seinen eigenen Taschen.
Lindemann selbst, der seit knapp zwei Wochen in U-Haft sitzt, bestreitet jegliche betrügerische Handlung. Die Staatsanwaltschaft bleibt davon unbeeindruckt. „Die Beweislage ist eindeutig“, sagte ein Ermittler zur AZ. Bei mehreren Durchsuchungen von Lindemanns Privatwohnung und seiner Firmen seien zahllose Dokumente sichergestellt worden, mit denen die Manipulationen nachgewiesen werden könnten.
Zur Höhe des Schadens wollte die Staatsanwaltschaft keine Angaben machen. Wie die AZ jedoch aus sicherer Quelle erfuhr, soll Lindemann nach Behörden-Erkenntnissen fast zehn Millionen Euro in die eigene Tasche gesteckt haben! Helmut Reister
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