Anklägerin sicher: Dieser Mann plante einen Ehrenmord!
NÜRNBERG - Taxifahrer Adnan A. (34) bestreitet es: Er wollte angeblich nur mit der 26-Jährigen reden, die ihn drei Jahre vorher verlassen hatte. Doch er soll den Anschlag mit dem Bruder besprochen haben.
Wollte er seine Frau töten, weil sie ihn in seiner männlichen Ehre verletzt hatte? Seit gestern steht Taxifahrer Adnan A. (34) vor dem Nürnberger Schwurgericht. Er verletzte seine Ehefrau 26-jährige Nadja (Name geändert) mit 18 Messerstichen lebensgefährlich – weil sie ihn verlassen hatte. Deshalb geht Staatsanwältin Margit Zorn von einem versuchten Ehrenmord aus. „Ich wollte doch nur mit ihr reden“, jammerte dagegen der Angeklagte.
Der Iraker und studierte Sportlehrer lebte als Asylant in Deutschland. Im Jahr 2000 wurde er mit Landsmännin Nadja verheiratet. Doch das war nur eine von der Familie arrangierte und nur kirchlich geschlossene Zwangsehe – bestätigte die Zeugin. Die hübsche Frau in modisch engen Jeans, die Haare vom schwarzen Kopftuch verhüllt, sagte in perfektem Deutsch unter Polizeischutz aus. Ihr derzeitiger Aufenthalt blieb geheim.
Verstoß gegen Traditionen und Familie
„Der Angeklagte hat mich von Anfang an geschlagen, gedemütigt und auch betrogen“, erzählte sie. Als er 2004 für einige Monate zurück nach Bagdad flog, tauchte sie unter. Vorher habe noch sein Bruder – mit ihrer Schwester verheiratet – sie zwingen wollen, in den Irak zurückzugehen. „Weil ich zu selbstständig geworden war und eine Ausbildung machte“, so Nadja. Sie wusste, dass sie gegen die Traditionen ihres Landes und ihrer Familie verstieß. Denn auch ihre Eltern hatten kein Verständnis, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte.
Nadja reiste kreuz und quer durch Deutschland, um ihre Spuren zu verwischen. Sie fand in verschiedenen sozialen Einrichtungen Zuflucht. Zuletzt in der Nürnberger Südstadt.
Angeblich über seine Schwägerin erfuhr Adnan A. davon. Er suchte monatelang die Stadt nach seiner Frau ab – bis er sie fand und wochenlang beschattete. Am Pfingstsamstag 2007 kam es zur verhängnisvollen Begegnung. „Er sagt, er sei vor Ihnen niedergekniet und habe Ihre Füße geküsst“, hielt der Vorsitzende Richter Peter Wörner der Zeugin vor. „Stimmt nicht! Er hat mich von hinten am Hals gepackt und geschworen, dass er mich liebt“, so Nadia. Sie wehrte ihn ab. Er rief: „Bist du lesbisch?“ und rammte ihr ein Messer in den Rücken, immer wieder – auch in den Bauch. Dann lief er weg und rief selbst die Polizei.
Nadja überlebte durch mehrere Operationen, lag wochenlang in der Klinik und ist jetzt durch viele Narben entstellt.
Sie hat zu Adnan A. und ihrer Familie alle Kontakte abgebrochen. Auch zu ihrer Schwester (25), die gestern unter vielen Tränen aussagte, dass ihr Mann mit dem Angeklagten, also seinem Bruder, den Mordanschlag auf Nadja besprochen habe. Jetzt hat sie Angst um ihr eigenes Leben. Weil sie ebenfalls ihren Mann verließ...
Der Prozess geht am Mittwoch weiter. cis
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