Angst vor Tumor: Es war ein Baby!
Unglaublich, aber wahr: Kerstin Frank (45) aus Oberfranken hatte ihre Schwangerschaft neun Monate nicht bemerkt.
FRIESENDORF Es gibt Geschichten, die glaubt man erst mal nicht. Wenn eine Frau sagt, sie habe eine Schwangerschaft neun Monate lang nicht gemerkt, löst das Kopfschütteln aus. „Das gibt’s nicht!“, hört man da erfahrene Mütter, sieht gestandene Weibsbilder abwinken. Kerstin Frank aus Friesendorf bei Coburg wurden jetzt eines Besseren belehrt. Die 45-jährige brachte ihren Sohn Torben zur Welt, 2800 Gramm schwer, 52 Zentimeter groß und putzmunter – noch zwei Stunden vorher hatten die Ärzte einen Tumor im Unterbauch der dreifachen Mutter vermutet...
Das Gerücht, Kerstin Frank sei schwanger, kursierte unter ihren Arbeitskollegen. Sie hatte ein kleines Bäuchlein bekommen. Doch ihrer Chefin versicherte die kaufmännische Angestellte noch am Freitag vor dem Geburtssonntag, garantiert nicht schwanger zu sein. Ihre Familienplanung sei abgeschlossen, seit einem Jahr lebe sie in einer neuen Beziehung und habe schließlich drei Kinder im Alter von 16, 18 und 24 Jahren. „Außerdem habe ich mit der Spirale verhütet und regelmäßig meine Periode bekommen, zudem erst fünf Kilo abgespeckt.“
Die Entwarnung sorgte für den zweiten Schock
Am nächsten Tag gingen Kerstin Frank und ihr Lebensgefährte Thomas Donau (43) wie üblich zum Kegeln. Bald bemerkte sie einen starken Harndrang, und als plötzlich ihre Hose nass wurde, dachte sie an eine Blasenschwäche, ging nach Hause, zog sich um und kam wieder zurück: „Wir haben dann noch bis Mitternacht weiter gekegelt.“
Am Morgen erwachte sie mit Bauchschmerzen und Blut im Urin. „Mir war nicht wirklich gut, und ich ging zu meiner Ärztin.“ Nach der Untersuchung dann der erste Schock: Es handle sich um ein gynäkologisches Problem. Die Ärztin tippte auf einen Tumor. Aber keine Panik, die Größe deute auf etwas Gutartiges hin. Das Paar machte sich auf den Weg ins Klinikum Coburg.
Dort gab eine Medizinerin Entwarnung – und sorgte für den zweiten Schock: „Ich kann Sie beruhigen. Sie haben keinen Tumor, aber Sie bekommen ein Kind – wohl auch noch heute.“ Kerstin Frank dachte zunächst an einen schlechten Scherz: „Ich wusste gar nicht, was los war, was ich fühlen sollte.“ Sofort ging es in den Kreißsaal. Der Kopf des kleinen Jungen lag schon im Geburtskanal. Drei Presswehen später waren Kerstin Frank und Thomas Donau glückliche Eltern.
Thomas Donau hatte die schwierige Aufgabe, die gute Nachricht zu Hause bei den Eltern und den Kindern zu verkünden. So richtig glauben wollte und konnte es erst einmal niemand. Strampelanzüge und Hemdchen kaufte der 43-jährige Baumpfleger dann am nächsten Morgen zusammen mit der stolzen Oma Ursel ein.
„Ich hatte eine sehr glückliche und vor allem unbeschwerte Schwangerschaft“
Am Nachmittag stand dann auch der Name fest – ausgesucht aus einem Namensbuch im Klinikum: Torben Donau. Und derweil holte Oma Ursel den Stubenwagen ihrer drei großen Enkelkinder aus dem Keller und putzte und garnierte ihn frisch heraus. So liegt das Glückspäckchen jetzt in weiß gestärkter Spitze, schlummert und lächelt still vor sich hin.
„Ich hatte eine sehr glückliche und vor allem unbeschwerte Schwangerschaft“, sagt Mama Kerstin. „Wir haben unser erstes gemeinsames Jahr sehr genossen, gefeiert, gekegelt und am Haus gearbeitet.“ Seit Torben auf der Welt ist, fühlen sich die beiden noch mehr verbunden. „Wir freuen uns auf unsere neue Aufgabe. Torben ist ein Geschenk, und es sollte wohl alles genau so sein.“
Christiane Lehmann
- Themen: