Anerkennung von Berufsabschlüssen: Bayerns "Fast Lane" für ausländische Arbeitnehmer wird breiter

Die Regierung weitet das beschleunigte Verfahren für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse deutlich aus. Künftig sollen nicht nur Pflegerinnen und Pfleger schnell einsetzbar sein, sondern auch Menschen aus vielen anderen Berufsgruppen.
Ralf Müller |
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Eine Ärztin ist auf einem Krankenhausgang unterwegs. Medizinische Berufe können künftig ihre Abschlüsse schneller anerkennen lassen.
Eine Ärztin ist auf einem Krankenhausgang unterwegs. Medizinische Berufe können künftig ihre Abschlüsse schneller anerkennen lassen. © Fotostand/imago

Fachkräfte aus dem Ausland werden in vielen Bereichen dringend gesucht, aber bis sie in Deutschland tatsächlich ihren Beruf ausüben können, vergeht oft viel Zeit und es müssen viele Papiere ausgefüllt und Amtsgänge absolviert werden.

Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Bayern: Auch Zahnärzte, Hebammen und Notfallsanitäter sollen schneller arbeiten

Seit 2023 existiert im Freistaat für Pflegefachkräfte bereits eine "Fast Lane“ mit dem Ziel, das Anerkennungsverfahren zu beschleunigen. Seit dem 1. Juli gibt es eine solche "Fast Lane“ nun auch für andere Gesundheitsberufe bis hin zu Ärzten und Zahnärzten, berichtete Bayerns Arbeits- und Sozialministerin Ulrike Schaf nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München.

Auch für Physiotherapeuten, Notfallsanitäter und Hebammen wird dieser bürokratische Vorgang zentralisiert. Ab sofort sind nur noch die "Zentrale Stelle für Einwanderung von Fachkräften (ZSEF)“ und die "Koordinierungs- und Beratungsstelle Berufsanerkennung (KuBB)“ zuständig.

Allerdings setzt die Beschleunigung erst ein, sobald der Antragsteller alle erforderlichen Unterlagen und Nachweise beisammen hat. Immerhin: Die Schriftstücke müssen nicht mehr im Original eingereicht werden und das Verfahren wird digitalisiert.

Bei Pflegekräften wurde die Bearbeitungszeit bereits auf vier Wochen halbiert

Bei den Pflegefachkräften sei es gelungen, die Bearbeitungszeit ab Antragstellung auf vier Wochen zu halbieren, berichtete Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Anträge von ausländischen Bewerbern für diese Berufe um 33 Prozent gestiegen.

In diesem Jahr rechne man mit 20 bis 30 Prozent mehr Anträgen. Die jetzt eingeführte generelle "Fast Lane“ ist eng an das Pflegekräfte-System angelehnt. Auch die Verfahren bei den Fahrlehrern wurden zusammengefasst. Seit 1. Juli 2025 bearbeitet die Regierung von Oberbayern alle Anträge und prüft die Gleichwertigkeit der ausländischen Berufsqualifikationen nach den bundesrechtlichen Vorgaben.

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). (Archivfoto)
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). (Archivfoto) © Peter Kneffel/dpa

Für etwa 400 IHK-Berufe wurde die Zuständigkeit für die Anerkennungsverfahren bereits bei der "IHK-FOSA“ (IHK Foreign Skills Approval, zu Deutsch: Anerkennung ausländischer Qualifikationen), einer unabhängigen Körperschaft des öffentlichen Rechts, bundesweit zentralisiert.

"Fast Lane" für mehr Berufe in Bayern: "Überfällig", sagen die Grünen

Besondere Aufmerksamkeit widmete der bayerische Ministerrat der beschleunigten Fachkräfteeinwanderung aus Indien. Dabei stehe die Deutsch-Indische Handelskammer (AHK Indien) mit einem breiten Informationsangebot und Expertise zur Verfügung. Auch bei ZSEF und KuBB gebe es nun feste "Indien-Ansprechpartner“. Alle diese Bemühungen sollten einen "werbenden Charakter“ für Fachkräfte aus dem Ausland entfalten, sagte Arbeitsministerin Scharf.

Die Landesvorsitzende der bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, .
Die Landesvorsitzende der bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, . © Lukas Barth/dpa

Die Grünen im Bayerischen Landtag nannten die Beschleunigung der Anerkennungsverfahren ausländischer Fachkräfte "überfällig“. Das sei allerdings erst durch das Fachkräfteinwanderungsgesetz der alten Ampel-Bundesregierung möglich geworden, sagte die arbeitspolitische Sprecherin Eva Lettenbauer.

Die bayerische Staatsregierung müsse außerdem aufhören, dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt junge Menschen durch Abschiebung wegzunehmen.

In die Stellungnahme des bayerischen DGB-Vorsitzenden Bernhard Stiedl mischten sich auch skeptische Töne. Er warnte vor einer "einseitigen Fokussierung auf internationale Rekrutierung“. Wer qualifizierte Menschen ins Land holen wolle, müsse außerdem für faire Arbeitsbedingungen, Schutz vor Ausbeutung und echte Teilhabe sorgen.

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