Amateur-Bubis drucken tausende falsche Fünfziger

Zwei junge Männer aus Niederbayern produzieren in einer Garage massenhaft Blüten – von extrem schlechter Qualität. Trotzdem floriert das Geschäft. Seit Mittwoch stehen die beiden vor Gericht.
Andrea Königl |
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Die beiden Angeklagten im Geldfälscher-Prozess warten mit ihren Verteidigern auf den Prozessbeginn. Das kleine Bild zeigt einen der falschen Fünfziger, die die beiden Männer in einer Garage gedruckt haben.
Christine Vinçon/dpa/AZ Die beiden Angeklagten im Geldfälscher-Prozess warten mit ihren Verteidigern auf den Prozessbeginn. Das kleine Bild zeigt einen der falschen Fünfziger, die die beiden Männer in einer Garage gedruckt haben.

Eine Berichtigung lag Denis T. am Mittwoch besonders am Herzen. Entgegen Medienberichten hat er sich die Spritztour mit einer Luxuskarosse nämlich nicht mit dem Gewinn aus seinen Falschgeldgeschäften bestritten: "Das Geld für den Lamborghini hat mir meine Mutter geliehen." Dass er gemeinsam mit dem mitangeklagten Arthur K. in einer Geisenhausener Garage eine Geldfälscher-Werkstatt betrieben hat, räumte der 22-Jährige vor der Jugendkammer des Landgerichts ansonsten ein. Das Motiv: Er habe Schulden gehabt. Mit dem Rest habe er ein angenehmes Leben geführt. "Da habe ich schon mal 1000 Euro in der Disco ausgegeben."

Die von Staatsanwalt Klaus Kurtz vertretene Anklage legt den jungen Männern gewerbsmäßige Geldfälschung zur Last. Die beiden hatten am 20. November 2015 eine Garage mit Stromversorgung in Geisenhausen angemietet. Dann besorgten sie einen Tintenstrahldrucker sowie handelsübliches Papier und legten los.

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Denis T. lud Druckvorlagen aus dem Darknet herunter und bestellte in diesem auch 5000 Hologramme. Zwischen Dezember und 18. Februar 2016 begaben sich T. und der 24-jährige K. dann nahezu täglich in ihre "Werkstatt" und stellten der Anklage zufolge 1600 gefälschte 50-Euro-Scheine her, die sie im Darknet verkauften.

Bei der Fälschung stellt sich das Duo nicht sehr klug an

Bis in die Niederlande, Österreich und in die Schweiz lieferten die Angeklagten ihre Blüten. Nach einer von dem angeklagten T. anfänglich noch geführten "Buchführung" wurden durch den Verkauf von mindestens 1227 gefälschten Banknoten Umsatzerlöse von mindestens 12 188 Euro erzielt. Dabei war die Qualität der gefälschten Fünfziger alles andere als gut. Laut Ermittler des Landeskriminalamtes hatten sie nicht die richtige Farbe, zudem waren die Ränder schief geschnitten.

Auch bei der Entsorgung des Altpapiers stellten sich die Angeklagten nicht besonders schlau an – was ihnen schließlich zum Verhängnis wurde: Ein misstrauisch gewordener Nachbar fand in einem der zahlreichen Abfallsäcke etliches Falschgeld und informierte die Polizei. Daraufhin wurden die beiden überwacht. Zudem verkauften die Angeklagten einem verdeckten Ermittler via Darknet 18 gefälschte 50-Euro-Scheine für knapp 200 Euro. Schließlich schlugen die Ermittler zu: Ende Februar wurden beide Männer festgenommen.

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Denis T. und Arthur K. hatten sich im Rahmen einer Umschulung wiedergetroffen. Vor Gericht räumte das Duo den Sachverhalt ein – und schob sich gegenseitig die Schuld zu. Die Idee sei von Denis T. gekommen, sagte Arthur K. Er habe lediglich das Falschgeld zugeschnitten und versandfertig gemacht. Den Erlös habe man für anfallende Materialkosten verwendet; der Rest sei geteilt worden, "dachte ich zumindest bis ich von dem Sportwagen erfahren habe". 600 bis 1000 Euro habe er bekommen, so K.

Auf den Einwand von Staatsanwalt Kurtz, dass das ein bisschen wenig Erlös für den ganzen Aufwand gewesen sei, meinte der 24-Jährige: "Ich dachte, dass es nach der Anfangsphase mehr wird." "Alles gelogen", meinte Denis T. zu den Angaben seines ehemaligen Kumpels. Nachdem er bereits das Verfahren wegen Geldwäsche am Laufen gehabt habe, habe er größte Bedenken gehabt, eine Geldfälscher-Werkstatt aufzuziehen. "Aber K. hat mich wochenlang bekniet, das zu machen."

Der Prozess wird nächsten Mittwoch fortgesetzt.

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