Katze am Tegernsee über ein Jahr vermisst – dann die unerwartete Überraschung

Tierisches Glück am Tegernsee: Die Familie von Pepper sucht 15 Monate nach dem Tier. Dann taucht die Katze plötzlich wieder auf – und ist nicht allein. Die Besitzerin erzählt die ganze Geschichte und hat einen Appell. Wie viele Stubentiger derzeit in Bayern vermisst werden, weiß die Tierschutzorganisation Tasso.
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15 Monate lang ist für die Familie von Pepper ungewiss gewesen, ob die Katze noch am Leben ist.
15 Monate lang ist für die Familie von Pepper ungewiss gewesen, ob die Katze noch am Leben ist. © Birgitt Geschke-Ranhart

Wenn Birgitt Geschke-Ranhart (55) über die vergangenen 15 Monate spricht, wird ihr auch heute noch schwer ums Herz. Seit September 2023 wohnten zwei junge Katzen-Schwestern bei ihnen in Gmund-Ostin. „Unsere Tiere sind bei uns Familienmitglieder“, sagt sie der AZ.

Doch nach einem halben Jahr verschwindet die kleine, schildpatt-farbene Pepper spurlos. Wochen und Monate des Bangens beginnen. Die Familie verteilt Handzettel, hängt Plakate auf, startet Aufrufe in der Lokalzeitung und bei Social Media. Nichts. Pepper bleibt verschwunden – über ein Jahr lang.

Von Flugblättern bis Social Media: Die Familie versucht alles

„Wir haben nichts unversucht gelassen“, sagt Geschke-Ranhart. Emotional ist das eine harte Zeit für die Tierfreundin vom Tegernsee gewesen, die ehrenamtlich auch schon Eichhörnchen aufgepäppelt hat. „Man leidet wirklich.“ Lebt das eigene Haustier noch? Ist es vielleicht überfahren worden? Hat es im Winter einen warmen Unterschlupf gefunden? „Die Ungewissheit ist das Grausamste, was man einem Tierfreund antun kann.“

Vor wenigen Wochen fällt zunächst ihrer Tochter eine streunende Katze auf, die Pepper zum Verwechseln ähnlich schaut. So erzählt es Geschke-Ranhart im Nachhinein.

Ende Mai habe sie schließlich mit eigenen Augen gesehen, dass Pepper lebt. Etwa 200 Meter Luftlinie von ihrem Zuhause entfernt sieht sie die geliebte Europäisch Kurzhaar, ganz nah. „Wir haben sie gerufen, sie hat uns auch angeschaut.“

Sie sei jedoch vorsichtig gewesen und habe immer eine gewisse Distanz gewahrt. „Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, dass sie Junge hat.“

Überraschung! Fünf Babys gehören jetzt zu Pepper.
Überraschung! Fünf Babys gehören jetzt zu Pepper. © Birgitt Geschke-Ranhart

Schließlich meldet sich eine Anruferin bei der Polizei, dass sie eine Katzenmama entdeckt habe – mit fünf Babys. Ist es Pepper? Der ausgelesene Chip bestätigt: ja!

Über das Tierheim kommt Pepper samt Nachwuchs zurück zu ihren richtigen Besitzern. „Wir haben Rotz und Wasser geweint“, sagt die 55-Jährige. Die „Zugabe“ der fünf Kätzchen sei der „Hammer“. Sie gehen nicht davon aus, dass die Katze die ganze Zeit bei der – für sie unbekannten – Anruferin war.

Über die vergangenen 15 Monate: "Wir wissen nichts"

Ihr ist wichtig zu betonen, dass sie niemandem Böses unterstellen möchte. „Wir vermuten, dass sie entweder anfangs irgendwo aus Versehen eingesperrt war oder dass jemand gedacht hat, sie gehört niemandem.“ Bei wem auch immer sie war, derjenige hat den Chip zur Identifikation nicht auslesen lassen.

Auffällig ist für Geschke-Ranhart, dass Pepper genau dann wieder aufgetaucht sei, als sie Nachwuchs hatte. Hat sie vielleicht jemand aus diesem Grund wieder freigelassen? Letztlich muss sie über die letzten 15 Monaten ihrer Katze sagen: „Wir wissen nichts.“

So verhält sich Pepper als Katzenmama

Für Geschke-Ranhart zählt erst einmal, dass Pepper zurück ist. „Sie ist handzahm, zutraulich, sie schmust und kuschelt mit uns. Das heißt, sie ist gut gehalten worden und nicht komplett verwildert.“ Zudem sei sie eine liebevolle Katzenmama.

Natürlich bleibt die Sorge: Wird die rund zweijährige Katze künftig bei ihren Besitzern bleiben oder wieder strawanzen? Die Familie hat nun erst einmal einen Termin zur Kastration vereinbart.

Hier ist der süße Nachwuchs zu sehen.
Hier ist der süße Nachwuchs zu sehen. © Birgitt Geschke-Ranhart

Sollte sie danach nicht heimisch bleiben, könnten sie sich vorstellen, das Tier bei einer befreundeten Familie mit einem Bauernhof unterzubringen – ohne viel Verkehr drumherum und Rückzugsmöglichkeiten. So wüssten sie, wo sie ist, und könnten sich trotzdem um sie kümmern.

Die Jungen wollen sie in Absprache mit dem Tierschutzverein an Freunde und Bekannte paarweise vermitteln.

Ihr Appell: "Bitte nicht einfach Tiere behalten"

Sie appelliert an alle, die eine Katze finden: „Bitte nicht einfach Tiere behalten, auch wenn man es gut meint.“ Sondern: Kontakt zu einem Tierarzt oder der Polizei aufnehmen und schauen, ob das Tier gechipt ist.

So viele Katzen werden derzeit in Bayern vermisst

Der deutschlandweite Verein Tasso, über den Tiere registriert werden können, teilt der AZ mit, dass derzeit in Bayern knapp 918.000 Katzen registriert sind. Der Verein hat für die AZ auch ermittelt, wie viele Katzen derzeit in Bayern offiziell als vermisst gelten: 46.851. Die meisten Meldungen seien aber schon viele Jahre alt.

Was man zu dieser Zahl zudem wissen muss: „Leider verschwindet ein gewisser Anteil der vermissten Katzen spurlos und wir werden auch nicht über alle Wiedervereinigungen informiert.“ Demnach seien 22.623 der derzeit offenen Vermisstmeldungen nach 2020 eingegangen.

Eine Tasso-Sprecherin teilt aber mit: „Es ist alles möglich. Von mehr als acht Jahren bis zu wenigen Stunden, nach denen die Katze von alleine wieder auftaucht.“ So kam 2024 Katze Timmy nach acht (!) Jahren im Kreis Regensburg wieder zurück.

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Ihr Haustier ist verschwunden? Das ist zu tun

Der Tierschutzverein München rät dazu, erst einmal Ruhe zu bewahren und regelmäßig seine Fundtierseite zu prüfen: https://tierschutzverein-muenchen.de/ratgeber-notfaelle/vermisstenstelle/fundtiere

Den Verlust des Tieres kann man dem (örtlichen) Tierschutzverein melden, dafür gibt es ein Meldeformular (für München Kontakt per E-Mail: vermisstenstelle@tierheim-muenchen.de) Auch der zuständigen Polizeidienststelle sollte man den Verlust von Katze oder Hund melden.

Orten über den Chip? Warum das nicht klappt

Der Rat des Tierschutzvereins grundsätzlich: „Lassen Sie Ihr Tier unbedingt kennzeichnen und bei einem der gängigen Haustierregister wie zum Beispiel Tasso e. V. oder Findfix registrieren.“ Auch dort gibt man entsprechend Bescheid, dass das Tier abhandengekommen ist.

Der Verein Tasso bietet auch standardisierte Suchplakate an.

Wichtig: „Da ein Chip (Transponder) keine eigene Energiequelle hat, ist es nicht möglich, ein entlaufenes Tier über seinen Chip zu orten“, schreibt Tasso auf seiner Seite.

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