Altenpflegerin wegen versuchten Mordes vor Gericht

Der Ex blieb unverletzt – unter Tränen schildert er das Geschehen.
ASCHAFFENBURG Die Angeklagte wirkt schüchtern, will sich nicht fotografieren lassen, als sie gestern vor dem Landgericht Aschaffenburg erscheint. Dort muss sich die Mutter von fünf Kindern wegen versuchten Mordes verantworten. Heimtückisch soll die 48-Jährige gehandelt haben, als sie im vergangenen November versucht haben soll, ihren Ehemann umzubringen.
Die gelernte Altenpflegerin reagiert kaum sichtbar, als die Anklage verlesen wird. „Es war dunkel“, erzählt ihr Noch-Ehemann unter Tränen über den 27. November 2008 im unterfränkischen Röllbach (Kreis Miltenberg), als er gegen 5 Uhr zur Arbeit fahren will. Als er im Wagen sitzt, reißt jemand die Beifahrertür auf. Nach kurzem Wortwechsel soll die Angeklagte mit einer Pistole auf ihn gezielt und abgedrückt haben. Zu Prozessbeginn fällt es dem Mann sichtlich schwer, gegen die gebürtige Türkin auszusagen. Erst später kann er schildern, wie er die Attacke erlebt hat.
Er wirft ihr etliche Gewaltausbrüche vor
Nach Worten von Oberstaatsanwalt Walther Schmidt durchschlug die Kugel die Autoscheibe, dann den Rollladen eines Hauses und landete im Schlafzimmer eines Anwohners. Verletzt wurde niemand. Anschließend soll die Angeklagte geflüchtet sein, wurde aber wenig später an ihrem Arbeitsplatz in Alzenau (Kreis Aschaffenburg) festgenommen.
Warum die Frau auf ihren türkischstämmigen Mann, der mittlerweile deutscher Staatsbürger ist, geschossen haben soll, blieb zunächst unklar. Möglicherweise war sie sauer wegen einer neuen Partnerin ihres Mannes. Unmittelbar vor dem Schuss soll die Angeklagte geschrien haben: „Du gehen in Türkei heiraten.“ Er räumt später ein: „Ich will eine Frau in der Türkei heiraten“ – allerdings erst nach der Scheidung von der Altenpflegerin, die er 1990 ehelichte.
Die Angeklagte sagt zu Prozessauftakt nichts zum Tattag, macht sich nur Notizen. Vor der Verhandlung hatte sie die Vorwürfe bestritten, vermutet gar ein Komplott ihres Ex-Partners, der ihr etliche Gewaltausbrüche in der Ehe vorwirft.
Der Prozess wegen versuchten Mordes soll heute fortgesetzt werden. Es sind sechs Verhandlungstage angesetzt.
Angelika Röpcke