Alt-68er Langhans für Datenfreizügigkeit
München - Der Alt-68er und Ex-Apo-Aktivist Rainer Langhans plädiert für das freizügige und ungenierte Teilen persönlicher Daten im Internet. "Ich gebe meine Daten freiwillig und bekomme dafür Eure" müsse der Deal lauten. Das sei Liebe. "Damals nannten wir das "alles teilen, alles mitteilen"", sagte Langhans, der am 19. Juni 80 Jahre alt wird, der Deutschen Presse-Agentur. "Gebt alle Daten frei."
Wer ängstlich über seine Daten und sein Eigentum daran wache, sei wie jemand, der auf seinem Geld sitze. "Ich bin gegen jede Überwachung - aber nicht dadurch, dass ich mich den Tools, die das können, entziehe", sagte Langhans. "Die Daten sind frei. Früher hieß es: Die Gedanken sind frei", sagte Langhans. "Leider haben die Leute noch immer Angst vor der Freiheit, vor der Liebe."
Das Internet biete hier eine neue Dimension. "Die höchste Form der Kommunikation ist Liebe. Der besitzbefreite große Datenverkehr miteinander ist Liebe." Ohne Körperlichkeit sei mehr Raum für geistige Intimität. "Im Internet haben wir einen gigantischen Abstand zu den Körpern, wir wissen nicht, wie der Körper des anderen ist. Aber die Leute kommen sich näher als je in der menschlichen Geschichte." Er habe die sexuelle Revolution gelebt, habe das aber nicht weitergeführt. "Wir kamen uns so nicht näher. Es geht einfach nicht", sagte Langhans. "Freie Liebe ist von Sex und Körper befreit."
Langhans erreicht hier eine überraschende Nähe zur katholischen Kirche. "Der Zölibat ist grundsätzlich richtig. Sexualität ist das, worauf man verzichten muss, wenn man nach innen gehen will - sie ist das Gegenteil von Spiritualität." Die von der Kirche geforderte zwanghafte Enthaltsamkeit sei aber der falsche Weg, wie ihre Missbrauchsfälle heute zeigten.
Das sogenannte Social Distancing (Abstandhalten) in der Corona-Krise stelle die Menschen heute wieder vor die Frage, wie man zur körperlosen Liebe gelange.
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