"Als wenn ein dünner, morscher Ast bricht“: Warum Deutschland bei Osteoporose wachsamer werden muss
Sabine Thelen (57) leidet an Osteoporose. Das weiß sie heute. Denn sie hat sich letztes Jahr - ohne hinzufallen - den rechten Oberschenkelhals gebrochen.
„Es klang, als wenn ein dünner, morscher Ast bricht“, erzählt sie auf einer Pressekonferenz zum „Welt-Osteoporose-Tag“ in der Berliner Charité. Dieses Geräusch werde sie niemals vergessen. Mehr als 5,6 Millionen Menschen in Deutschland sind von Osteoporose betroffen. Doch über dreiviertel aller Patienten leben mit der Krankheit - ohne Therapie und ohne überhaupt zu wissen, dass sie betroffen sind.
Der Deutsche Orthopäden- und Unfallchirurgen-Verband (DOUV) hat deshalb zum Welt-Osteoporose-Tag appelliert: Die Risiken von Knochenbrüchen ließen sich einfach senken. Mit der nötigen Prävention und Früh-Therapie würde es zu weniger Operationen oder gar Todesfällen kommen und milliardenschwere Behandlungskosten ließen sich einsparen. Der Verband möchte die Bevölkerung deshalb bei einer bundesweiten Aufklärungskampagne sensibilisieren und hat sich dafür prominente Unterstützung geholt: Botschafterinnen der Kampagne „Osteoporose verstehen“ sind die Schauspielerin Uschi Glas sowie Moderatorin Claudia Kleinert.
„Jede dritte Frau ist im Laufe ihres Lebens mit dem Problem konfrontiert"
Doch was wird unter Osteoporose verstanden? „Im Prinzip geht es um eine Störung der Mikroarchitektur“, sagt Christoph Eichhorn, DOUV-Vizevorsitzender und Orthopäde. Durch die systematische Skeletterkrankung kommt es zu einer Störung im Knochenstoffwechsel und die Knochendichte nimmt ab. Die Folge: Die Knochen werden poröser. Die korrekte Diagnostik werde hierzulande viel zu selten gemacht. „Alle 38 Sekunden kommt es in Deutschland deshalb zu einem Knochenbruch“, so Eichhorn. Besonders betroffen seien Frauen: „Jede dritte Frau ist im Laufe ihres Lebens mit dem Problem konfrontiert.“ Bei Männern sei es einer von fünf.
Besonders häufig sind laut dem Facharzt Brüche an der Hüfte, an der Wirbelsäule und am Unterarm. „Wer 75 Jahre oder älter ist, für den können solche Frakturen fatale Folgen haben: 20 Prozent der Patienten sterben innerhalb des ersten Jahres nach dem Sturz.“
Messung dauert nur wenige Minuten
Viele seien auf die Betreuung in einem Pflegeheim angewiesen. Der DOUV warnt deshalb: Deutschland müsse wachsamer werden, wenn es um Osteoporose geht, und bei der Behandlung schneller. Passende Medikamente würden viel zu selten verordnet. Für Patienten seien sie zum größten Teil eine Kassenleistung.
Botschafterin Uschi Glas appelliert: „Eine Knochendichtemessung dauert nur wenige Minuten - und kann entscheidend für die Zukunft sein. Warten Sie nicht auf den ersten Bruch, gehen Sie frühzeitig zum Arzt.“
Alle Infos zur Kampagne sowie eine Expertensuche finden Sie hier: osteoporose-verstehen.de
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