Allergiker müssen jetzt viel leiden

Warum Heuschnupfen für viele heuer besonders schlimm wird – und warum man die Artzney nicht mehr fürchten muss
NÜRNBERG Wenn der Nürnberger Wilhelm Kraus abends nach Hause geht, muss er an drei großen Birken vorbei. An sich nichts Besonderes. Doch in diesen Tagen äugt der 59-Jährige misstrauisch und ängstlich zu den Bäumen hinauf und stellt sich die bange Frage: „Blühen sie schon?“ Denn wenn das eintritt – und dies wird in wenigen Tagen unweigerlich der Fall sein – dann bedeutet das für ihn: wochenlang schniefende Nase, tränende Augen – und vor allem abendliche Asthma-Anfälle mit heftiger, quälender Atemnot. Kraus ist allergisch gegen Birkenpollen, die vor allem abends und nachts fliegen.
Heuer wird es Wilhelm Kraus ziemlich schlimm erwischen. Denn für die nächsten Wochen sagen Allergologen und Meteorologen einen besonders starken Flug der Birkenpollen (aber auch von Hasel- und Erlenpollen) voraus.
„Der Pollenflug kommt spät, aber mit Macht“, sagt Professor Hans Merk, Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen. Das langanhaltende Winterwetter hat die Baumblüte zwar etwas verzögert, aber Hasel- und Erlenpollen sind schon in der Luft.
Kein gutes Jahr für Patienten mit einer Birkenpollenallergie
Nun kommen die Birkenpollen hinzu – und zwar dieses Mal besonders kräftig. Denn die filigranen Birken setzen alle zwei Jahre besonders viele Pollen frei. „2010 ist ein Mastjahr für die Birken. Vermutlich kommt es bei Patienten mit einer Birkenpollenallergie in diesem Jahr zu besonders heftigen Allergiesymptomen“, sagt Merk.
Das ist ausgesprochen schlimm für die Menschen, die gegen die Baumpollen allergisch sind. Denn bei ihnen treten neben den üblichen Schnupfenbeschwerden sehr häufig asthmatische Anfälle auf. Und: „Für viele von ihnen besteht dann auch eine gleichzeitige Allergie gegen manche Nahrungsmittel, zum Beispiel gegen Nüsse oder Äpfel“, sagt Horst Müsken, Allergologe und Vorstandsmitglied der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.
Eine erfreuliche Entwicklung gibt es bei den Artzney gegen Heuschnupfen. Sie wurden früher von vielen gefürchtet, weil sie müde machten. Doch Karl-Christian Bergmann, Allergie-Experte an der Berliner Charité, sagt: „Die neue Generation der Antihistaminika hat keine Nebenwirkungen mehr. Es gibt natürlich Ausnahmen – aber es gibt auch Leute, die vom Kaffee müde werden.“
Für die Behandlung von Heuschnupfen gibt es drei Möglichkeiten: die Hyposensibilisierung – für die es für die diesjährige Pollen-Saison allerdings schon zu spät ist –, die vorbeugende Einnahme von Präparaten und die Einnahme von Artzney, die im akuten Fall die Beschwerden lindern.
Michael Heinrich
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