AKW Grafenrheinfeld: Wie geht es danach weiter?
Grafenrheinfeld – Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima waren 2011 nach einem Bundestagsbeschluss acht Atomkraftwerke vom Netz gegangen. Neun sind noch am Netz, sie sollen schrittweise bis 2022 stillgelegt werden. Grafenrheinfeld geht nun als ältestes noch aktives Atomkraftwerk am 27. Juni endgültig vom Netz.
Wie geht es in dem Kraftwerk nach dem Abschalten weiter?
Betreiber Eon hat einen direkten Rückbau beantragt. Das bedeutet allerdings nicht, dass nach einer Genehmigung sofort abgerissen wird. Zunächst müssen die sehr heißen Brennelemente herunterkühlen. Das kann drei bis fünf Jahre dauern. Der Rückbau geschieht in zwei Phasen. Phase 1 soll 2018 beginnen und umfasst den teilweisen Abbau der Anlagen in allen Gebäuden. Brennelementefrei soll das AKW bis Ende 2020 sein. Dann beginnt Phase zwei, zu der auch die Demontage des Reaktordruckbehälters gehört. Zum Schluss, etwa 2028, werden die Gebäude abgerissen.
Was passiert mit dem Bauschutt?
Insgesamt fallen etwa 500 000 Tonnen an. Der Bauschutt kann im Straßenbau wieder zum Einsatz kommen. Stahlschrott wird wieder zu Stahl vergossen. Etwa ein bis zwei Prozent des bei einem Rückbau anfallenden Abfalls muss Eon zufolge als radioaktiver Abfall entsorgt werden. Das werden in Grafenrheinfeld rund 3500 Tonnen sein. Bis 2030 verspricht Eon die grüne Wiese, die das Gelände in den 1970er-Jahren war. Der Rückbau soll 1,2 Milliarden Euro kosten.
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Wann würden bei einem genehmigten direkten Rückbau die Kühltürme fallen?
Darauf will sich Eon nicht festlegen. Es läuft noch eine Verfassungsbeschwerde der Energiekonzerne wegen der zwangsweisen Stilllegung ihrer Atomkraftwerke. "Bis zur Entscheidung über die Verfassungsbeschwerde führen wir keine irreversiblen Rückbaumaßnahmen durch. Der Abriss der Kühltürme ist noch nicht terminiert", sagte eine Eon-Sprecherin.
Derzeit arbeiten fast 300 Menschen im Atomkraftwerk. Was passiert nach dem Abschalten mit den Arbeitsplätzen?
Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben, sagt Eon. Durch Ruhestand, Vorruhestandsregelungen und Versetzungen freiwerdende Stellen werden nicht mehr besetzt. In den ersten Jahren der Abschaltung werde Eon am Standort weiterhin etwa 200 Mitarbeiter benötigen. Sie werden statt der Stromproduktion nun den Rückbau planen und betreuen.
Die Bundesregierung hatte das Abschalten für Ende 2015 geplant. Warum geht das Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld sechs Monate eher vom Netz?
Ein Grund dafür sind Eon zufolge die Belastungen durch die Brennelemente-Steuer. Im Juni hätten neue Brennstäbe eingesetzt werden müssen, was mit weiteren 80 Millionen Euro zu Buche geschlagen hätte. Zudem war der Stromverkauf zuletzt wegen des wachsenden Anteils an Solar- und Windenergie und der niedrigen Preise an der Strombörse weniger gewinnbringend. Weil wegen des milden Winters die Brennstäbe Ende Mai jedoch noch nicht verbraucht waren, legte Eon das ursprüngliche Abschaltdatum von Mai auf Ende Juni.
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Welche Auswirkungen hat das frühere Aus auf die Stromversorgung in Bayern?
Der für die Versorgung in Unterfranken verantwortliche Netzbetreiber Tennet rechnet nicht mit Versorgungsengpässen. Auch die Staatsregierung stuft Blackout-Sorgen als unbegründet ein. Die Bundesnetzagentur sieht die Versorgung als sicher an.
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