Ärzte sperren Patienten aus

MIESBACH - Wer in den vergangenen Tagen seinen Facharzt aufsuchen wollte, stand im Landkreis Miesbach vor verschlossenen Türen. 84 Facharzt-Praxen hatten dort zwei Wochen lang geschlossen.
Lediglich ein Notdienst wurde eingerichtet. Ein Protest der Fachärzte gegen die Honorarreform, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist.
Die Ärzte befürchten Umsatzeinbußen durch das neue Abrechnungssystem. „Die bayerischen Fachärzte sind extrem gebeutelt“, sagt Axel Munte, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). „Sie empfinden sich als Sklaven der Berliner Gesundheitspolitik.“ Diese Reform, so Munte, gefährde viele Facharztpraxen in ihrer Existenz.
Die Leidtragenden der Querelen sind wie so oft die Patienten. „Es ist problematisch, wenn der Honorarstreit auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird“, sagt Michael Leonhart von der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern. „Wir gehen aber davon aus, dass die kassenärztliche Vereinigung ihre gesetzlichen Aufgaben erfüllt, nämlich die Gesundheitsversorgung vor Ort sicherzustellen.“
Chirurgen und Anästhesisten sind durch Reform benachteiligt
280 Millionen Euro mehr verteilen die Krankenkassen in diesem Jahr an die Ärzte. „Das ist im Schnitt ein Plus von 12 000 Euro pro Arzt. Wir wollen, dass dieses Geld in den Praxen ankommt.“ Dass Fachärzte immer wieder behaupten, die Honorarreform sei von den Krankenkassen ausgegangen, ärgert Leonhart. „Die Reform war von den Ärzten gewünscht. “
Trotzdem gibt es Facharztgruppen, etwa Chirurgen und Anästhesisten, die durch die Reform mit Einbrüchen rechnen müssen. „Das muss schnellstens korrigiert werden, das wollen auch die Krankenkassen“, sagt Leonhart.
Noch sind die Befürchtungen der Ärzte fiktiv. Denn die Abrechnung vom ersten Quartal kommt erst im Sommer. „Dann werden sich die Proteste schnell legen. Viele Fachärzte werden merken, dass sie mehr haben als im letzten Jahr.“
Verena Duregger