Ärzte-Ausstand im Klinikum: Was Sie jetzt wissen müssen
Ab Montag läuft die medizinische Betreuung in den Krankenhäusern nur noch auf Sparflamme. Aber keine Bange: Notfälle kommen trotzdem nicht zu kurz
NÜRNBERG Anfang April noch sah es ganz danach aus, als ob man sich einigen könnte. Doch Freitag vor einer Woche sind die Tarifverhandlungen geplatzt: Ab Montag streiken nach 2006 erneut Krankenhausärzte in ganz Deutschland für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen – auch in Nürnberg! Die wichtigsten Fragen:
Worum geht es genau?
Uneinigkeit herrscht hinsichtlich der Bezahlung von Ärzten in kommunalen Krankenhäusern zwischen den Ärztevertretern des Marburger Bundes (MB) und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Während der MB mindestens fünf Prozent Lohnerhöhung und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen verlangt, erklärte sich die VKA während den Verhandlungen nur zu 2,9 Prozent Erhöhung für einen Zeitraum von 33 Monaten bereit. Tatsache ist, dass Ärzte in kommunalen Krankenhäusern im Schnitt über 1000 Euro weniger verdienen als vergleichbare Fachärzte im Dienst der Krankenkassen. Auf der anderen Seite weist die VKA darauf hin, dass durch die schlechte gesamtwirtschaftliche Lage eine Erhöhung der Besoldung von 5 Prozent (entspricht 140 Millionen Euro Mehrkosten), untragbar wäre – worauf, so das Argument der Arbeitgeber, auch andere Branchen wie der öffentliche Dienst bei ihren Tarifverhandlungen Rücksicht genommen haben.
Welche Ärzte streiken?
Ärzte aus kommunalen Krankenhäusern – also keine Uni- oder Privatklinikärzte. Etwa 55000 Mediziner, das sind über ein Drittel der stationär tätigen Ärzte in Deutschland, arbeiten in kommunalen Kliniken. Bayernweit streiken 8000 Ärzte an rund 250 Kliniken. Auch das Nord- und Südklinikum sind davon betroffen.
Wie lange wird gestreikt?
Mindestens von Montag bis Freitag. Am kommenden Freitag entscheidet das Bundesstreikkomitee, wie es weitergeht. Das hänge, so Klaus-Martin Bauer vom Marburger Bundes in Bayern, jedoch davon ab, ob „die Vernunft siegt und sich der VKA nach fünf gescheiterten Verhandlungsrunden in Folge endlich bewegt“.
Kann ich ab Montag noch guten Gewissens ins Krankenhaus gehen?
Eindeutig ja – sagt zumindest Peter Petrich, Sprecher des Klinikums Nürnberg. Jedoch wird kommende Woche lediglich ein Notstab aus Ärzten Dienst tun, ähnlich wie an Sonn - und Feiertagen. „Wenn es sich um medizinische Notfälle handelt, braucht kein Patient etwas zu befürchten“, sagt Petrich. Gesundheitlicher Schaden werde durch den Streik nicht entstehen. Nur längerfristig geplante, harmlose Eingriffe, so der Sprecher, seien inzwischen abgesagt worden.
Christian Sandherr
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