Adler-Jubiläum: Die Bahn lässt Nürnberg und Fürth hängen
175 Jahr-Feier im nächsten Jahr: Es gibt keine Lok-Paraden im Fahrplan. Dafür wird Bundeskanzlerin Angela Merkel wird zum Festakt kommen
NÜRNBERG/FÜRTH „Pufferküsser“ werden beim Bahnjubiläum im nächsten Jahr aufs Abstellgleis geschoben. 2010 jährt sich die Fahrt der ersten deutschen Eisenbahn zum 175. Mal. Doch bei den Feierlichkeiten wird es keine Paraden alter und neuer Lokomotiven geben, die bundesweit die Besucher anlocken. Die Bahn hat die Vorbereitungen verbummelt. Die Städte Nürnberg und Fürth haben ihren Feierfahrplan jetzt ohne den Konzern aufgestellt.
Außerdem werden im Großraum die Gleise knapp. Zuletzt 2007 hat die Bahn ihre Oldtimer im Großraum beim 1000. Fürther Stadtgeburtstag dampfen lassen. Diese Schienen sind weg. Der Containerbahnhof in Gostenhof wird Ende des Jahres dicht gemacht. Zwischen Nürnberg und Fürth wird die S-Bahn gebaut. Nostalgikern bleibt nichts anderes übrig, als sich an die großartigen Lok-Paraden zum 150. Geburtstag der Bahn 1985 zu erinnern. Damals warb der Adler in ganz Deutschland für Nürnberg. Damals führte die Bundesbahn stolz ihre Flotte und ihre Oldtimer vor.
Ganz ohne Dampf wird dann aber doch nicht gefeiert. Jürgen Franzke, Chef des Bahnmuseums, präsentiert am 21. und 22. August einige Dampfrösser im Freigelände seines Museums. Sie werden zwar rauchen – aber nicht fahren.
Zum Bahngeburtstag, wenn sich die Fahrt des Adler auf der 6,2 Kilometer langen Strecke am 7. Dezember 2010 zum 175. Mal jährt, wird Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Polit-Prominenz nach Nürnberg kommen. Die Bahn stellt ihre genauen Planungen im nächsten Jahr vor. „Nürnberg wird aber eine entscheidende Rolle spielen“, durfte Franzke im Namen von Bahn-Chef Rüdiger Grube gestern ausrichten.
Die Städte Nürnberg (Feieretat: 1,43 Millionen Euro) und Fürth (700.000 Euro) haben ihre Programm fertig. Finanziert wird es zum Großteil über Sponsoren. Die Großveranstaltungen Blaue Nacht, Stadtverführungen und Bardentreffen (Angefragt ist Folksänger Arlo Guthrie) beschäftigen sich mit der Bahn. Der Metropol-Marathon wird zum Teil entlang der Adler-Strecke stattfinden.
Die Fürther bauen vom 13. bis 29. August ein Modell des Ludwigsbahnhofs auf der Freiheit auf. Das Stadttheater bringt zusammen mit dem Theater Pfütze das Eisenbahn-Kinderstück „Niemand heißt Elise“ auf die Bühne (Premiere: 10. April). Ab 15. Oktober läuft im Fürther Theater dann die Musikrevue „Adler – Das Lied von der Eisenbahn“ von Ewald Arenz (Text) und Thilo Wolf (Musik).
Das Nürnberger Museum Industriekultur stellt am Beispiel des Adler Nürnbergs Weg in die Moderne dar. Im Doku-Zentrum erinnert die Schau „Das Gleis“ an den Beitrag der Bahn bei der Vernichtung der Juden. Sie stellt über Video-Monitore eine Verbindung zu den Ausstellungen unter anderem in der polnischen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau her. Das Planetarium ist mit dem Spektakel „Vom Adler zum Spaceshuttle“ vertreten, das Germanische Nationalmuseum beschäftigt sich mit der Geschichte des Reisegepäckes. Im Verkehrsmuseum sind Ausstellungen zum Speisen auf Reisen, über die schönsten Bahnstrecken der Welt und die Eisenbahn im Film zu sehen.
Michael Reiner
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