Ab ins Nachbarland: Bayern stürmen die Ösi-Unis

Keine Studiengebühren, kein Numerus Clausus – kein Wunder, dass immer mehr Studenten aus Deutschland nach Österreich ausweichen. So viele, dass jetzt über Beschränkungen nachgedacht wird.
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Ab nach Österreich heißt es für viele deutsche Studienanfänger
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Marcus Gillhofer studierte in Salzburg
abendzeitung 2 Marcus Gillhofer studierte in Salzburg

Keine Studiengebühren, kein Numerus Clausus – kein Wunder, dass immer mehr Studenten aus Deutschland nach Österreich ausweichen. So viele, dass jetzt über Beschränkungen nachgedacht wird.

Eigentlich hab ich ja nichts gegen die Deutschen, aber müssen’s gleich so viele sein?“ So wie Johanna denken viele. Johanna ist Österreicherin. Die 20-jährige studiert Psychologie an der Universität in Salzburg. In der Mozartstadt kommen mehr als die Hälfte der Psychologiestudierenden aus Deutschland. Bei den Erstsemestern sind’s sogar über 70 Prozent. Die meisten sind eigentlich in Bayern daheim.

„Wir werden von deutschen Studenten geradezu überschwemmt“, sagt auch Rektor Heinrich Schmidinger und schaut auf seine Paris-Lodron-Uni in Salzburg.

Seit März ist Österreich das einzige Land der EU ohne Studiengebühren und weitreichenden Zugangsbeschränkungen. Seit Jahren weichen Tausende deutscher Studenten deshalb auf Ösi-Unis aus. Im Nachbarland werden sie gerne als „Numerus-Clausus-Flüchtlinge“ bezeichnet.

Auf der Flucht war Marcus Gillhofer nicht, als er vor vier Jahren in Salzburg zu studieren begann. „Ich bin damals freiwillig nach Österreich gekommen, wirklich“, sagt er. Dass Marcus aus der Reihe tanzt, ist ihm bewusst. Nicht nur, dass er den Umzug von Bayern in den Norden Österreichs nicht als notwendiges Übel empfand. Marcus ist auch gekommen, um zu bleiben.

Im August hat der 29-Jährige sein Soziologiestudium abgeschlossen. Jetzt ist er Diplomsoziologe. Wenn seine Doktorarbeit fertig ist, möchte er in die Forschung gehen und in Österreich bleiben. „Ich liebe die Kleinstadt. In Salzburg kennt jeder jeden. Ich hab sofort Anschluss gefunden“, sagt er. Schuld daran ist nicht nur sein bayerischer Charme. Seit 2005 wohnt der Passauer im Studentenwohnheim „Europa-Kolleg“. Auch hier sind die deutschen Studierenden gut vertreten.

Eine Spur zu gut, meinen manche. Wirft man einen Blick auf den Salzburger Wohnungsmarkt, schaut’s schlecht aus. Durch den Run auf die österreichischen Unis herrscht Wohnungsnot. Ein Containerprojekt soll jetzt Abhilfe schaffen.

„Bei 15 Prozent Studentenzuwachs muss Platz gemacht werden“, sagt Georg Leitinger, Geschäftsführer des Studentenwerks Salzburg. Nächstes Jahr schon sollen die Holzcontainer in Uninähe stehen. Ob sie dann noch gebraucht werden, ist eine andere Frage.

Seit letzter Woche ist nämlich Schluss mit lustig. Angesichts des Studentenansturms können die österreichischen Unis jetzt von einem im Universitätsgesetz verankertern „Notfallparagrafen“ Gebrauch machen. Heißt: Wieder her mit den Zugangsbeschränkungen. Die Unis Wien und Klagenfurt haben bereits Anträge gestellt, Salzburg ist auch mit von der Partie.

„Ich kann das Tohuwabohu rund um die Uni schon verstehen“, sagt Marcus. „Loswerden wird mich hier aber niemand, in Salzburg ist’s einfach zu schön.“ Marlies Kralicek

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