765.000 Euro für Möbel: Die teure Einrichtung der Benko-Villa

Viel Geld soll in Innsbruck in Möbel und mehr geflossen sein. Doch wer hat all das geordert und gekauft? Dafür interessieren sich auch die Ermittler. Ein Bericht aus Österreich zeigt in eine bestimmte Richtung.
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Die Villa von René Benko im Stadtteil Igls.
Die Villa von René Benko im Stadtteil Igls. © Expa/Johann Groder/APA/dpa

Wer den Namen René Benko (47) hört, denkt kaum an eine bescheidene Zwei-Zimmer-Wohnung als dessen Zuhause. Sondern an die Villa in Innsbruck Igls. Die nehmen Ermittler in Österreich gerade genauer unter die Lupe. Besser gesagt, die Inneneinrichtung.

Wie die „Krone“ unter Bezugnahme auf Ermittlungsakten berichtet, soll Benko die Villa noch luxuriös ausgestattet haben, als seine Signa-Gruppe bereits langsam ins Taumeln geriet. Die angeblichen Kosten: rund acht Millionen Euro.

René Benko wird auch nach seinem Gefängnisaufenthalt nicht in seine alte Villa zurückkehren.
René Benko wird auch nach seinem Gefängnisaufenthalt nicht in seine alte Villa zurückkehren. © picture alliance/dpa/APA

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat demnach den Verdacht, der gefallene Unternehmer könnte Teile seines Vermögens gezielt verschoben oder verschleiert haben, um Gläubiger zu schädigen. Auf AZ-Anfrage teilt eine Sprecherin mit, dass sie zu einzelnen Ermittlungsschritten und Zeitungsartikeln keine Stellung nehmen könne.

Aus diesen Gründen wird ermittelt

Sie könne jedoch bestätigen, „dass Ermittlungen wegen Untreue, Betrug und betrügerischer Krida geführt werden“. Darunter versteht man in Österreich die betrügerische oder grob fahrlässige Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit.

Die Sprecherin verweist zudem auf frühere Pressemitteilungen, etwa von Anfang Mai bezüglich weiterer Hausdurchsuchungen in der Causa Signa. Darin heißt es unter anderem: „So besteht der Verdacht, Benko habe Vermögenswerte verborgen.“

Die „Krone“ will nun wissen, dass es wohl Benko war, der über die Luxus-Einrichtung entschied. Obwohl die Villa ihm offiziell gar nicht gehörte, sondern einer Tochterfirma der Laura-Privatstiftung.

Benko soll Anweisungen gegeben haben

An einen Innenarchitekten soll der Tiroler zum Beispiel geschrieben haben: „Kannst du bei der eckigen Variante noch klassischere eckige Sofas rendern? Und auch die beiden Couchstühle gefallen nicht.“ So zitiert die „Krone“ aus einem internen Mailverkehr.

Weinkeller für rund 400.000 Euro

Luxus und Extravaganz kosten freilich. Bei einem Luxus-Ausstatter aus München sollen laut den Akten rund 765.000 Euro für Möbel veranschlagt worden sein. Der private Clubfloor belief sich demnach auf 440.000 Euro, der Weinkeller fast genauso viel (400.000). Besteck aus Silber: 300.000 Euro. Ein Entertainment-System: 600.000 Euro. Die „Krone“ bezieht sich dabei auf eine interne Aufstellung.

Was ebenfalls nicht fehlen sollte: ein Billardtisch, ein Fitnessraum und ein Tresorraum für Schmuck. Das Auftreten Benkos, als gehörte all das ihm, könnte für die Ermittler ein weiterer Baustein dafür sein, dass seine Mutter als „Stroh-Mama im Schattenreich der Benko-Stiftungen“ diente, wie es die österreichische Zeitung formuliert.

Gehörte all das eigentlich Benko?

Diese hatte Einblick in die Ermittlungsakten, demnach soll Benko sein Vermögen „zumindest zum Schein verringert“ und einen Schaden von über 300.000 Euro verursacht haben. In einem internen Ermittlungspapier ist demnach auch von „Verheimlichung seines Eigentums an den Einrichtungsgegenständen der Villa“ die Rede.

Bezahlt haben soll die Millionen teure Einrichtung eine Tochterfirma der Laura-Privatstiftung. Der Kaufpreis soll laut „Krone“ von dieser Gesellschaft als Darlehen an Benko verbucht worden sein.

Eine Außenansicht zur blauen Stunde der von Signa-Gründer René Benko privat genutzten Villa N in Innsbruck.
Eine Außenansicht zur blauen Stunde der von Signa-Gründer René Benko privat genutzten Villa N in Innsbruck. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/EXPA/Groder

Der Unternehmer selbst will aber nie Eigentümer des Interieurs gewesen sein. Bei einer Vernehmung im Gefängnis soll er genervt reagiert haben: „Ich stelle mir die Frage, wie oft Sie heute noch das Thema Einrichtungsgegenstände, Inventar und Excel-Listen wiederholt fragen wollen.“

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

U-Haft seit Januar

Benko war im Januar in seiner Innsbrucker Villa festgenommen worden und sitzt seither in U-Haft. Erst Anfang Mai entschied das Landesgericht Wien, dass das vorerst so bleibt. Der Grund: dringender Tatverdacht sowie Tatbegehungsgefahr. Der Anwalt des Ex-Milliardärs wies alle Vorwürfe zurück.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft verdächtigt den 47-Jährigen der Untreue, des Betrugs und des Bankrotts. Er soll laut Ermittlern Investoren betrogen und Vermögenswerte vor Behörden, Gläubigern und Insolvenzverwaltern verborgen haben.

Auch deutsche Behörde ermittelt

Der Innsbrucker Geschäftsmann hatte in der Niedrigzins-Phase ein Firmennetzwerk aufgebaut - extrem verschachtelt und undurchsichtig. Er investierte zum Beispiel in die Galeria-Warenhausgruppe, das KaDeWe und das Elbtower-Projekt in Hamburg. Steigende Zinsen, die Energiepreise und hohe Baukosten brachten das Benko-System zu Fall.

Auch die deutsche Justiz ließ Anfang Mai Signa-Gebäude in Österreich durchsuchen. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I bestätigte, dass die Behörde an der Aktion beteiligt sei. Die Behörde ermittelt gegen Benko wegen Verdachts von Betrug und Untreue in jeweils dreistelliger Millionenhöhe.

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