400 Jobs weg: Streit über Personalabbau bei Swarovski

Die österreichische Arbeiterkammer wirft der Firma Swarovski vor, gezielt Mitarbeiter ab 55 zu kündigen und auf sie Druck auszuüben. Der Kristallhersteller wehrt sich gegen die Vorwürfe – und spricht von einem achtsamen Umgang mit den Beschäftigten. So ernst ist die Lage bei Swarovski wirklich.
Maximilian Neumair |
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Das Swarovski-Geschäft in der Neuhauser Straße 37. Der Unternehmenssitz in Wattens baut rund 400 Stellen ab.
Das Swarovski-Geschäft in der Neuhauser Straße 37. Der Unternehmenssitz in Wattens baut rund 400 Stellen ab. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Franz Feiner (www.imago-images.de)

Rund 400 Arbeitsplätze baut der Tiroler Kristallhersteller Swarovski, der auch mehrere Schmuck-Filialen in München betreibt, bis Ende 2026 ab – und nimmt dabei ältere Mitarbeiter ins Visier. So lautet zumindest der Vorwurf der Arbeiterkammer (AK) Tirol, die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer in Österreich.

Laut dem AK-Statement würden sich Hinweise verdichten, dass "systematisch Beschäftigte über 55 Jahren gekündigt bzw. in Frühpension gedrängt werden sollen". Auf Nachfrage der AZ bestätigt die AK einen anonymen Brandbrief der Mitarbeiter, der ihnen zugespielt wurde. In dem beschweren sich Beschäftigte, die kurz vor der Pensionierung stehen, dass ihnen mit Nachdruck nahegelegt worden sei, mit einer Abfindung die Firma zu verlassen. Die Zentralbetriebsratsobfrau hat das laut AK bestätigt.

Arbeiterkammer: "Verstoß gegen geltende Arbeitsrechtbestimmungen"

Der AK-Präsident Erwin Zangerl kündigt an: "Hier geht es um kein Kavaliersdelikt, sondern um einen Verstoß gegen geltende Arbeitsrechtbestimmungen." Weiter wirft die AK dem Unternehmen vor, Stellen von Wattens an den Standort in Serbien zu verlegen. Die Befürchtung: Der Standort in Wattens werde ausgehöhlt.

Um zu sparen, will Swarovski laut Zangerl zudem bei den Reinigungskräften sparen. Arbeitsräumlichkeiten sollen in Zukunft von den Beschäftigten selbst geputzt werden – mit Ausnahme der Sanitärflächen. Zangerl kritisiert: "Das Missmanagement der letzten Jahre hat dem Standort und dem Unternehmen enorm geschadet."

Swarovski weist die Vorwürfe allesamt zurück. In einer Stellungnahme von Standortleiter Jérôme Dandrieux heißt es: "Ich hätte Präsident Zangerl gerne persönlich über die aktuelle Situation und unsere Herausforderungen direkt informiert, doch mein Angebot für ein Gespräch wurde bis dato abgelehnt."

Betriebsratvorsitzender: "Bisher noch niemand angegriffen worden"

Er beteuert, dass der Konzern keine Form der Altersdiskriminierung oder anderweitige gesetzwidrige Handlungen dulde. Das bestätigt auch der Swarovski-Betriebsratsvorsitzende Patrick Hamberger der AZ: "Leute, die vor der Pension stehen, sind bis jetzt noch niemals angegriffen worden." Er verstehe die Angst der Mitarbeiter, aber noch sei keine Kündigung ausgesprochen worden – das sei erst für den Januar angesetzt. Inwiefern das gerade ältere Mitarbeiter betrifft, ist derzeit also noch gar nicht klar. "Noch nicht einmal ich habe Listen", sagt Hamberger.

Dandrieux teilt mit: "Die im November kommunizierten Stellen-Anpassungen sind schmerzhaft, aber notwendig, um die Zukunftssicherheit und auch die Sicherheit des Standort Wattens gewährleisten zu können." Das Unternehmen versichert, dass Wattens weiterhin ein "Schlüsselstandort" bleibe.

Industriellenvereinigung: AK soll kein "Öl ins Feuer gießen"

Der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung (IV) Tirol, Michael Mairhofer, verteidigt den Kristallhersteller: "Wir kennen Swarovski seit Jahrzehnten als ein Unternehmen, das nicht nur alle arbeitsrechtlichen Regeln strikt einhält, sondern auch in schwierigen Zeiten achtsam mit seiner Belegschaft umgeht." Der IV räumt ein, dass die Anpassungen der Personalstruktur schmerzhaft seien, aber angesichts des harten globalen Wettbewerbs unumgänglich.

Die Angriffe der AK lehnt Mairhofer ab: "Wir erwarten, dass sich die Arbeitskammer wieder auf ihre Rolle als konstruktiver Sozialpartner besinnt und gemeinsam mit der Unternehmensleitung daran arbeitet, die Einschnitte so gut wie möglich abzufedern, anstatt Öl ins Feuer zu gießen."

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  • Löwe_2 vor 35 Minuten / Bewertung:

    Hauptsache die Victoria kann weiter in der Welt weiter rum fliegen. Bluten muss immer nur der kleine Arbeiter.

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  • FRUSTI13 vor einer Stunde / Bewertung:

    Tja, das Klima wird rauer!

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