25 Jahre nach Kaprun-Katastrophe: Anwalt gibt nicht auf

Fünfundzwanzig Jahre nach dem Seilbahn-Brand im österreichischen Skigebiet Kaprun mit 155 Toten will ein Opfer-Anwalt den Fall noch nicht zu den Akten legen. Der Jurist Gerhard Podovsovnik hat die Hoffnung auf ein zivilrechtliches Verfahren in den Vereinigten Staaten nicht aufgegeben, wie er der Deutsche Presse-Agentur sagte. Die Frist für eine US-Klage endet 2030.
Am 11. November 2000 brach in der Gletscherbahn zum Kitzsteinhorn ein Feuer aus. Die Standseilbahn kam in einem Tunnel zu stehen. Rauch und Gase breiteten sich wie in einem Kamin aus. Unter den Toten waren 37 Menschen aus Deutschland, die meisten davon Mitglieder des Ski-Clubs Vilseck aus der Oberpfalz in Bayern. Nur zwölf Menschen überlebten die Brandkatastrophe.
Das Feuer war von einem Haushalts-Heizlüfter ausgegangen. Er war für die private Nutzung vorgesehen, wurde aber trotzdem in der Bahn eingebaut. In einem Strafprozess wurden im Jahr 2004 alle 16 Angeklagten freigesprochen - Seilbahnmitarbeiter, Vertreter von Herstellerfirmen, Techniker, Beamte und technische Prüfer.
"Mit Feuer und Schwert"
"Es gab kein faires Verfahren", sagte Podovsovnik, der die Hinterbliebenen von etwa 100 Opfern sowie 10 Überlebende vertritt. Mit diesem Argument könnte laut dem Anwalt eine zivilrechtliche Klage in den USA eingebracht werden, die allerdings mit hohen Anwaltskosten verbunden wäre. "Wenn ich das Geld habe, bin ich sofort mit Feuer und Schwert in den USA", um mit US-Kollegen in dieser Sache weiterzukämpfen, sagte er.
Aus Sicht von Podovsovnik wurde bei dem Prozess zu Unrecht der Fokus auf technische Fehler des Heizlüfters gelegt, statt auf die Verantwortung der Angeklagten. Trotz der Freisprüche wurde den Opfer-Familien im Rahmen eines juristischen Vergleichs insgesamt 13,9 Millionen Euro vom Seilbahnbetreiber, einer Versicherung und dem Staat Österreich zugesprochen.
"Das war ein lächerlicher Vergleich", sagte Podovsovnik über diese Summe. In den USA sei Schadenersatz in mehrfacher Höhe möglich. Die von ihm vertretenen Familien wären bei einer US-Klage "sofort dabei", meinte er.
Gedenkfeier in Kaprun
In Kaprun im Bundesland Salzburg steht am 25. Jahrestag des Brandes das Gedenken an die Toten im Vordergrund. "Das Unglück prägt unsere Gemeinde bis heute – es ist Teil der Geschichte von Kaprun und wird es wohl auch bleiben", sagte der Bürgermeister von Kaprun, Domenik David, der dpa. Wie an jedem 11. November werde ein ökumenischer Gottesdienst abgehalten. In den vergangenen Jahren hätten regelmäßig Opfer-Angehörige aus Deutschland teilgenommen, berichtete David.