20-Jähriger gesteht Steinwürfe auf Autobahnen und Zug

Zwei Angeklagte sollen Steine von Brücken auf die A3 und die A73 geworfen haben. Sie stehen nun wegen versuchten Mordes vor Gericht. Während einer gesteht, hat der andere eine andere Erklärung parat.
dpa |
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Der wegen versuchten Mordes angeklagte Jugendliche mit seinem Anwalt im Landgericht Nürnberg.
Daniel Karmann/dpa Der wegen versuchten Mordes angeklagte Jugendliche mit seinem Anwalt im Landgericht Nürnberg.

Nürnberg (dpa/lby) - Im Prozess um Steinwürfe von Brücken auf Autobahnen und einen Zug hat ein Angeklagter die Taten gestanden. Über seinen Anwalt erklärte der 20-Jährige, mit dem Mitangeklagten Steine und Holzpaletten auf die A3 und die A73 geworfen zu haben. Der 17-Jährige sagte dagegen aus, er habe nur geholfen, zwei Paletten auf eine Brücke zu tragen, die Idee zu den Taten sei von dem Älteren gekommen, wie ein Gerichtssprecher am Montag sagte. Den Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem versuchten Mord vor.

Zu Prozessbeginn hatte das Landgericht Nürnberg-Fürth die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Da der 17-Jährige noch Jugendlicher sei, überwiege das Interesse, ihm für seine soziale und berufliche Entwicklung eine drohende Bloßstellung durch ein öffentliches Verfahren zu ersparen, sagte der Vorsitzende Richter. Auch habe er "erhebliche Auffälligkeiten in seiner Persönlichkeit". Der Richter entsprach mit der Entscheidung dem Antrag der Verteidigung.

Der Gerichtssprecher, der als Prozessbeobachter zugelassen wurde, sagte, der 20-Jährige habe im Verfahren den Jüngeren als treibende Kraft für die Taten bezeichnet. Er habe aus "Frusterlebnissen" während des Tages heraus zunächst in der Nacht zum 4. Mai 2018 mit dem jüngeren Angeklagten in einer leerstehenden ehemaligen Düngemittelfabrik in Erlangen Holz aufgeschichtet und den Stapel mit einem Brandbeschleuniger angezündet. Er sei nicht davon ausgegangen, dass das Feuer das gesamte Gebäude niederbrennen würde. Auch hier will der Jüngere nur beim Holzaufschichten geholfen haben.

In der Nacht zum 9. Mai zogen die beiden dann laut Staatsanwaltschaft erneut los, um mehrere Steine gegen eine mit 150 Stundenkilometern vorbeifahrende Regionalbahn auf der Strecke Nürnberg-Bamberg zu schleudern. Dabei gingen drei Waggonscheiben zu Bruch. Dann warfen sie mehrere bis zu 3,6 Kilogramm schwere Pflastersteine von einer Autobahnbrücke auf die A3. Dies wiederholten sie in derselben Nacht von einer Brücke über der A73 und von einer Fußgängerbrücke - hier ließen sie zusätzlich Holzpaletten auf die A73 fallen.

Auf der A3 erlitt ein Mann Schnittwunden an Hand und Oberschenkel, als einer der Steine die Windschutzscheibe seines Lastwagens durchschlug. Mehr als ein halbes Dutzend Autofahrer kam mit dem Schrecken davon, als Steine ihre Fahrzeuge trafen oder sie mit ihren Wagen darüber fuhren. Bei einem anderen Lkw landete ein Pflasterstein im Fußraum der Beifahrerseite, bei einem Auto im Scheinwerferkasten.

Insgesamt richteten die beiden Angeklagten einen Schaden von mehreren Zehntausend Euro an. Das Duo hatte sich ein halbes Jahr zuvor auf einer Party kennengelernt und angefreundet. Die zwei sitzen seit Juli in Untersuchungshaft. Neben versuchtem Mord wirft die Staatsanwaltschaft ihnen Brandstiftung, Körperverletzung, Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor.

An vier Verhandlungstagen sollen mehr als ein Dutzend Zeugen, psychologische Gutachter und Mitarbeiter des Jugendamts gehört werden. Ein Urteil ist für den 11. Februar geplant.

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