15 Millionen Schmiergeld: Gewerkschafter angeklagt
Endlich: In der Siemens-Affäre um illegale Schmiergelder an die unternehmerfreundliche Gewerkschaft AUB hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg jetzt Anklage gegen Ex-Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer (51) und AUB-Gründer Wilhelm Schelsky (58) erhoben.
NÜRNBERG Es geht um Veruntreuung von Firmengeldern in Millionenhöhe und Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz.
Schelsky sitzt seit 15 Monaten in U-Haft – wegen Fluchtgefahr: Er hat ein Ferienhaus in Kanada. Der Ex-Gewerkschaftsboss soll seit 1990 rund 50 Millionen Euro gegen Scheinrechnungen von Siemens erhalten haben (AZ berichtete), das meiste ist bereits verjährt.
Die Sonderkommission „Amigo“ ermittelte seit Anfang 2007 gegen den Erlanger wegen Beihilfe zur Veruntreuung von Firmengeldern, Steuerhinterziehung und Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz. 70 Objekte wurden durchsucht, die Zeugenvernehmungen umfassen 60000 Seiten.
Der Prozess soll im Herbst am Landgericht Nürnberg stattfinden.
Die AUB (Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Betriebsangehöriger) sollte angeblich als Kampftruppe gegen die mächtige IG Metall aufgebaut werden. Ab 2001 war Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer (eine Stufe unter dem damals obersten Chef Heinrich von Pierer) für die Beraterverträge mit Schelsky zuständig. Mindestens 15 Millionen sollen bis 2006 an den AUB-Grümder geflossen sein.
Feldmayer (zuletzt 2,6 Millionen Euro Jahresverdienst) saß deswegen eine Woche in U–Haft in Bamberg, kam gegen fünf Millionen Euro Kaution frei. Siemens bürgte für die Summe. Doch die Karriere des Managers war beendet.
Der Prozess gegen die zwei Hauptangeklagten soll im Herbst am Landgericht Nürnberg stattfinden. Es eilt, denn sonst müsste Schelsky wegen überlanger Verfahrensdauer aus der U-Haft entlassen werden. Da er als Sportsponsor mit einigen Siemens-Millionen auch Vereine wie den VfB Forchheim oder die FCN-Handballerinnen unterstützt haben soll, sind noch Anklagen gegen weitere Personen, auch bei Siemens, zu erwarten.cis
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