15 Jahre Knast für den Internet-Dealer?
Verkaufte er ein harmloses Putzmittel oder eine tödliche Droge? Nächste Runde im Prozess gegen Chemikalien-Händler Steve M. (32) aus Georgensgmünd
NÜRNBERG Sieben Tonnen der Partydroge „Liquid Ecstasy“ soll er verkauft haben. Fünf Tote und 76 Schwerverletzte hat laut Staatsanwaltschaft der 32-jährige Chemikalienhändler Steve M. aus Georgensgmünd bei Roth auf dem Gewissen. Für die Nürnberger Justiz ist es einer der aufwändigsten Indizienprozesse der letzten Jahre. Am Montag geht das Mammutverfahren gegen Frankens mutmaßlich schlimmsten Dealer, der den flüssigen Stoff Gamma-Butyrolacton (GBL) verkauft haben soll, in die nächste Runde.
Nach einer vierwöchigen Prozess-Pause muss sich der skrupellose Mann wieder vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten, weil er die Synthetik-Droge über das Internet vertrieben haben soll. Die Anklage wirft dem Chemie-Händler vor, GBL in rund 7800 Fällen verkauft zu haben. Eine Internetseite habe ihm dabei als Plattform gedient. Sein Verdienst soll bei fast einer halben Million Euro gelegen haben.
Rund 320 Sachverständige und Zeugen sollen gehört werden
Das flüssige GBL ist auch ein Bestandteil von industriellen Reinigungs- und Lösungsmitteln. Daher betonen die Verteidiger die Unschuld ihres Mandanten: Er habe zu keinem Zeitpunkt an Drogenhändler oder Süchtige verkauft. Steve M. sei stattdessen davon ausgegangen, dass seine Kunden GBL als industrielles Lösungsmittel verarbeitet und verwendet hätten. Das glaubt ihm der Staatsanwalt nicht.
Rund 320 Sachverständige und Zeugen sollen gehört werden. Schon die Ermittlungen waren außergewöhnlich umfangreich. Mehr als 1000 Polizisten durchsuchten Wohnungen und Häuser in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Slowenien. Bei einer Verurteilung drohen Steve M. 15 Jahre Haft. dpa/azn
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