14 Stunden für 2 Karten!
Neuer Treue-Rekord der Club-Fans: Derby–Tickets binnen einer Stunde vergriffen und auch heute gegen Koblenz rechnet der 1. FCN mit einem wahren Zuschauer-Ansturm. Kluge wieder fit
NÜRNBERG In Vergangenheit, Gegenwart und bestimmt auch in der Zukunft war, ist und wird beim 1.FC Nürnberg auf eines immer Verlass sein: die treuen Fans. „Unsere Anhänger sind einfach Weltklasse“, weiß Finanzchef Ralf Woy. Und dies sagt er nicht, weil gegen die TuS Koblenz heute Abend (18 Uhr) ein Zahltag angesagt ist. Weit über 30000 Zuschauer werden erwartet. Mindestens so viele hätten sich gerne auch mit Karten für das fränkische Derby am 10. Mai bei Greuther Fürth eingedeckt. Das vom sportlichen Erzrivalen zur Verfügung gestellte Kontingent von 3040 Tickets war gestern nach rund einer Stunde restlos vergriffen.
Liegen, Schlafsäcke und der Grill machten das Warten angenehmer
Dabei hatten die Kleeblättler aus freien Zügen ihren Gästen fast die doppelte Menge der üblichen zehn Prozent von 15500 zur Verfügung stehenden Tickets überlassen. Der Ansturm auf die Fanshops Ludwigstraße und Valznerweiher war atemberaubend. Bereits am Mittwochabend – aberwitzige 14 Stunden (!) vor Öffnung der Ladentüren – hatten die Unentwegten ihr Revier am Valznerweiher markiert: mit Klappstühlen, Liegen, Schlafsäcken. Und um die lange Zeit möglichst kurzweilig totzuschlagen, wurden Bierkästen und Holzkohle-Grills aus den Kofferräumen in die Pole-Position gerückt.
Trotz aller Anspannung, die heiß begehrten Derby-Tickets zu ergattern, wehte ein Hauch Volksfeststimmung über dem FCN-Gelände. Dort, wo nachts um halb Eins über 100 Cluberer vor allem die Aufstiegsfrage heiß diskutierten. Stunden später Freude sich einige in der beinahe endlosen Warteschlange schon diebisch, dass sich ihre Chancen unvermittelt erhöht hätten. „Etzerdla hob’ iiech Depp mei Dauerkarddn derham vergess’n“, platzte es aus einem Fan unüberhörbar heraus. Das Abo-Ticket oder der Mitgliedsausweis mussten neben dem Personalausweis als Legitimation zum Erwerb von maximal zwei Karten vorgezeigt werden. Der „Depp“, bereits seit elf Stunden auf den Beinen, hatte Glück. Ein „Wohltäter“ überließ ihm eine Karte.
„Leider konnten wir nicht alle Kartenwünsche erfüllen“, weiß auch Manager Martin Bader. „Ich weiß um die große Enttäuschung, kann den Frust nachvollziehen.“ Warum? Als Jugendlicher war der 41-Jährige Fan des VfB Stuttgart, „und da bin ich auch mal leer ausgegangen, als ich mich um Karten für das Derby gegen die Kickers angestellt habe.“
"Wir tun alles, um uns an die Aufstiegsplätze ran zu robben"
Über Erwarten gut besucht wird auch die erneut wegweisende Partie gegen Koblenz heute sein. „Unsere Fans haben uns bislang durch die Bank sehr gut unterstützt“, weiß Bader. Aber auch: „Mit dem Sieg in Freiburg ist der Glaube noch mehr zurück, dass wir alles tun, um uns richtig an die Aufstiegsplätze ran zu robben. Gerade für unsere jungen Spieler wie Frantz, Maroh oder Diekmeier ist die Gunst der Fans ein Beweis, dass wirklich alle an unser großes Ziel glauben.“
Rein personell läuft alles auf die von Trainer Michael Oenning favorisierte Stammelf hinaus. Heißt: Peer Kluge, das einzige kleine Fragezeichen, wird nach massiven Rückenbeschwerden sein Comeback geben können. Schließlich soll die Treue der Fans mit einem erneuten Heimsieg belohnt werden. Markus Löser