1. FC Nürnberg: Wer ist fit fürs Finale?

Club-Trainer Hecking sucht nach den elf geeigneten Anti-Abstiegskämpfern. Die AZ hat den Kader unter die Lupe genommen und festgestellt: Kein leichtes Unterfangen für den Coach!
„Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft!“ Refrain aus dem Song „Wünsch dir was“ von den Toten Hosen
NÜRNBERG Besser als mit den Düsseldorfer Deutsch-Punkern lässt sich die aktuelle Situation beim Club kaum beschreiben. Die Fans wünschen sich inständigst, dass ihr am Abgrund taumelnder Verein doch noch irgendwie die Klasse hält. Und der Trainer hofft, dass er in seinem Kader elf Anti-Abstiegskämpfer findet, auf die er sich beim Endspiel am Samstag gegen Köln (15.30 Uhr) verlassen kann. „Wir müssen jetzt genau hinschauen, wer dem Druck standhält“, sagt Dieter Hecking, „so viel Auswahl haben wir da aber nicht.“ Die AZ hat die Auswahl genau unter die Lupe genommen:
Maroh steckt in einem Loch
Raphael Schäfer: Der Torwart besticht in dieser Saison als einziger in der Mannschaft durch nahezu konstant gute Leistungen. Er ist als Wortführer für Hecking unverzichtbar. Weiterer Pluspunkt: Schäfer ist mittlerweile tief mit dem Club und der Region verwurzelt. Ergebnis: geeignet.
Juri Judt: Der Stellvertreter für Dennis Diekmeier (Oberschenkelzerrung) hat dem Club mit seinen Patzern schon Punkte gekostet. In Sachen Einstellung ist der Ex-Fürther aber ein Musterprofi. Zudem hat der 23-Jährige gerade erst seinen Vertrag bis 2012 verlängert. Ergebnis: geeignet.
Andreas Wolf:Der Kapitän kann eine große Erfahrung im Abstiegskampf vorweisen. Allerdings hat der 27-Jährige nach seinen schweren Knieverletzungen aus der letzten Saison noch nicht wieder Normalform erreicht. Ergebnis: bedingt geeignet.
Dominic Maroh: Letzte Saison und nach dem Ausfall von Breno mit starken Leistungen (74 Prozent gewonnene Zweikämpfe), steckt der 23-Jährige aber gerade in einem Loch. Ergebnis: ungeeignet.
Pinola ist der Parade-Abstiegskämpfer
Havard Nordtveit: Die Arsenal-Leihgabe ist auf Abschiedstournee, erst 19 Jahre jung und für ein Endspiel, wie der emotionslose Auftritt in Hamburg zeigte, zu unterkühlt. Ergebnis: ungeeignet.
Javier Pinola: Hatte gegen den HSV einen rabenschwarzen Tag, sonst mit seiner Leidenschaft aber für den Abstiegskampf geradezu prädestiniert. Zusätzliche Motivation: Fanliebling Pino bleibt nur in Liga eins. Ergebnis: geeignet.
Andreas Ottl: Die Bayern-Leihgabe brachte Struktur ins ClubSpiel – und sollte sich dank Champions League-Erfahrung eigentlich mit Druck auskennen. Zuletzt ging Ottl aber mit unter und ist bei Abstieg sicher weg. Ergebnis: bedingt geeignet.
Ilkay Gündogan: Die Mittelfeldperle hängt gerade richtig durch. Ilkay ist mit seinen erst 19 Jahren im Abstiegskampf scheinbar überfordert. Ergebnis: ungeeignet.
Risse schwankt zwischen Rohdiamant und Glasklunker
Christian Eigler: War mal der Mann für die wichtigen Tore (Relegation), kommt diese Saison aber nicht in Tritt. Als gebürtiger Schwabacher mit Vertrag bis 2012 ist die Identifikation hoch, trotzdem hat er als Ex-Fürther einen schweren Stand bei den Fans. Ergebnis: bedingt geeignet.
Marcel Risse: Schwankt ständig zwischen Rohdiamant und Glasklunker. Der 20-Jährige würde gerne in Nürnberg bleiben, wird aber von seinem Stammverein Leverkusen nach der Saison wieder zurückbeordert. Ergebnis: bedingt geeignet.
Mike Frantz: Der 23-jährige Malocher weiß, dass spielerische Klasse nicht alles ist. Kämpft stets bis der Arzt kommt – und hat sich in seiner ersten Bundesliga-Saison, nicht zuletzt dank seiner drei Tore, zu einem Fixpunkt in Heckings Team emporgearbeitet. Ergebnis: geeignet.
Stille Reserve spielt erst in Liga zwei wieder eine Rolle
Albert Bunjaku: Mit seinen zwölf Toren maßgeblich daran beteiligt, dass der Club überhaupt noch ein Endspiel gegen Köln hat. Aber seit vier Spielen leidet „Prinz Knallbert“ unter Ladehemmung. Wenig deutet darauf hin, dass er seine Flaute gegen Köln beenden wird. Zudem ist er bei Abstieg nicht zu halten. Ergebnis: bedingt geeignet.
Eric Maxim Choupo-Moting: Mit fünf Toren zweitbester Club-Stürmer und mit einer guten Technik ausgestattet. Wirkt aber mit seinen 21 Lenzen zu unbedarft und muss nach der Saison zum HSV zurück. Ergebnis: ungeeignet.
Die stille Reserve: Spieler wie Marek Mintal oder Joe Mnari hätten die nötige Erfahrung, spielen bei Hecking aber fast keine Rolle. Ganz zu schweigen von Isaac Boakye, Pascal Bieler oder Thomas Broich, die dann wohl erst im Unterhaus wieder ran dürften.
Fazit: Elf Anti-Abstiegskämpfer sollt ihr sein! Im Moment bringt Hecking nur vier Profis zusammen, auf die er sich am Samstag bedenkenlos verlassen kann. Aber vielleicht hilft Wünschen ja doch etwas. Krischan Kaufmann
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