Hier werden 104 Jahre Kino-Geschichte entsorgt

Das drittälteste Kino der Stadt, das Maxim in der Landshuter Allee, hat dicht gemacht. Jetzt wird ausgeräumt und dann entrümpelt.
von  Moritz Tostmann
Abbau im Maxim-Kino: Die Leinwand ist abgehängt, der alte Dielenboden liegt frei. Siegfried Daiber sortiert Gedrucktes in Kartons.
Abbau im Maxim-Kino: Die Leinwand ist abgehängt, der alte Dielenboden liegt frei. Siegfried Daiber sortiert Gedrucktes in Kartons. © Moritz Tostmann

Neuhausen - Die in die Jahre gekommenen weißen Türen zum ehemaligen Kino stehen sperrangelweit offen. Der ehemalige Betreiber Siegfried Daiber (76) sortiert gerade Filmmagazine aus. Die, die er für unbrauchbar hält, wirft er in einen Karton. Der landet draußen auf dem Gehweg an der Landshuter Allee in einem Container. Er füllt sich langsam – mit 104 Jahren Münchner Kinogeschichte.

Vorstellungen für eine Person

Kein Frage, es herrscht Untergangsstimmung im Maxim. Lange haben der Betreiber und unterschiedlichste Initiativgruppen versucht, das uralte Kino mit dem unvergelichlichen Flair zu retten. Am Ende ohne Erfolg. Am vergangenen Sonntag lief die letzte Vorstellung. Der Filmtitel hängt noch in roten Lettern draußen an der Leuchtreklame: "Life Saaraba Illegal", eine Langzeitdokumentation über ein Brüderpaar von einer Insel vor der Küste Westafrikas und seinen langen Weg nach Europa.

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Ein Blockbuster sieht anders aus. "Ich hatte nie Lust, die ganzen kommerziellen Filme zu spielen", sagt Daiber zur AZ. Wohl der Hauptgrund, warum ihm die Kinogäste immer mehr ausblieben. Oftmals spielte er Vorstellungen für gerade mal eine Person.

Als die Miete erhöht wurde, war die Schließung klar

Was sehr schade ist: Der altertümliche Vorführungssaal hatte schon Atmosphäre. Auch wenn die abgewetzten Sessel ihre besten Jahre längst hinter sich gehabt haben, die Wandfarbe langsam abblätterte oder ein neues Sound-System längst überfällig gewesen wäre. Eine unvergleichliche Atmo – kein Vergleich zu den gesichtslosen Multiplex-Kinos.

Es haben sich noch verschiedene Gruppen – Kino- und Kulturliebhaber – zusammengeschlossen und versucht, das Maxim doch noch zu retten. Fast wäre dies auch geglückt: Bis die Miete von 2.500 auf 3.700 Euro monatlich erhöht wurde. Da war klar: Das Maxim muss schließen.

Wer hier nun als Nächster einziehen wird? Ungewiss. Auch ein Kino wäre nach wie vor möglich. Nur halt leider eins ohne Siegfried Daiber, erklärt der Besitzer des Hauses, Carsten Nickel: "Die Filme, die er gezeigt hat, interessierten keinen Menschen."

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