"Gedacht, das sei ein Joke": OB Reiter sauer auf SZ-Stiftung wegen Spenden-Absage

Normalerweise sind solche Spatenstichtermine wie am Dienstagvormittag an der München Klinik geprägt von guter Laune. Aus gutem Grund: Hier soll nämlich schon bald ein Haus entstehen, das mindestens 17 Zimmer zur Verfügung stellt für Familien, deren schwer kranke Kinder gerade im benachbarten Eltern-Kind-Zentrum behandelt werden.
"Für Kinder ändert sich in diesen Momenten die Welt", sagt Julia Hauer, Chefärztin der Kinderklinik. Es sei darum enorm wichtig, "dass ihre Eltern und Geschwister in unmittelbarer Nähe sein können". Der Bedarf ist umso dringender, weil in der neu gebauten Kinderklinik der München Klinik der Platz für Begleitpersonen kleiner wurde.
Haus für Eltern schwer kranker Kinder: Münchner Stiftung spendet über zehn Millionen Euro
Dem möchte die Stiftung "Wir helfen München" hier Abhilfe schaffen und hat darum über Jahre Spenden gesammelt. So kann sie – selbst auch Bauherrin – über zehn Millionen Euro für den Bau dieses Elternhauses bereitstellen.

Das vorgesehene Baufeld stellt die München Klinik im Erbbaurecht zur Verfügung, außerdem ist geplant, das Elternhaus in die Klinikstrukturen einzubinden.
"Gedacht, das sei ein Joke": OB Reiter sauer auf SZ-Stiftung wegen Spenden-Absage
Es gebe aber einen "großen Wermutstropfen", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der auch Aufsichtsratschef der München Klinik ist. "14 Tage vor diesem Spatenstich hat die ,SZ’ ihre mehrere Millionen schwere Finanzierungszusage zurückgezogen", so Reiter. "Ohne die Angabe von Gründen". Er habe "gedacht, das sei ein Joke" und es mache ihn "sehr, sehr traurig", dass man sich nicht auf die "Handschlagsqualitäten von Führungskräften des Verlags" verlassen könne.

SZ-Stiftung: "Erhebliche Verzögerungen und organisatorische Unklarheiten"
Der „SZ“-Verlag hat auf eine Anfrage der AZ am Dienstag dazu nicht reagiert. In der „SZ“ sagt Sandra Geisler, die geschäftsführende Vorständin des verantwortlichen SZ Gute Werke e.V., dazu, dass das Fördergesuch "bereits seit mehreren Jahren" vorliege. "In dieser Zeit kam es zu erheblichen Verzögerungen und organisatorischen Unklarheiten im Projektmanagement, die den Fortschritt deutlich verzögert haben". Darum habe man "bereits im vergangenen Jahr" Stephan Heller von der Stiftung "Wir helfen München" mitteilen müssen, dass eine Beteiligung "nicht mehr möglich sein wird".
Stephan Heller, Gründer und Chef der für den Bau verantwortlichen Stiftung "Wir helfen München", gibt sich am Dienstag sicher, dass sie auch die nun bestehende Finanzierungslücke durch neue Spender noch geschlossen bekommen. Er selber habe sechs Kinder und vier Enkel und er hoffe "dass wir nie dieses Haus brauchen werden". Aber "wenn Kinder an schweren Krankheiten leiden, brauchen sie das sichere Gefühl, dass ihre Familie an ihrer Seite ist", sagt Heller zur Motivation der Stiftung, dieses Haus zu bauen.
Es sei auch für die Klinik nicht nur einfach ein Anbau, "sondern ein zentraler Baustein moderner Kinder- und Familienmedizin", sagte Tim Guderjahn, der Kaufmännische Geschäftsführer der München Klinik.
Vor vier bis fünf Jahren sei die Idee aufgekommen, sagt Dieter Reiter. Er sei erstaunt gewesen, dass ein solches Haus im Förderprogramm des Freistaats nicht vorgesehen gewesen sei. Bei Gesprächen mit dem Gesundheitsminister habe sich gezeigt, dass dessen Verständnis aber "überschaubar" gewesen sei – so formuliert es der Münchner Oberbürgermeister. Vom Bundesministerium habe es nur geheißen, es gebe ja in München genügend Übernachtungsmöglichkeiten.