Deutsche haben Angst vor Altersarmut und Rentenloch
Der DGB-Index "Gute Arbeit 2013" hat Arbeitnehmer gefragt, wie sie die Rentenlage einschätzen. Die Ergebnisse sind erschreckend
München - Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an? Endlich eine Lebensphase ohne Zwänge genießen, Reisen, Zeit für die Enkel haben? Von wegen. Die überwältigende Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland blickt mit Angst in eine mutmaßlich düstere Zukunft. Das ist das zentrale Ergebnis des neuen DGB-Index Gute Arbeit, einer bundesweiten Repräsentativumfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes aus dem Sommer 2013.
Wie beurteilen die Beschäftigten die Rentenlage?
Sehr pessimistisch: 42 Prozent der deutschen Erwerbstätigen gehen davon aus, dass sie von ihrer gesetzlichen Rente später nicht werden leben können. Weitere 40 Prozent rechnen damit, dass ihre Rente gerade so ausreichen wird. Und nur jeder fünfte Befragte (18 Prozent) erwartet, dass er im Alter gut oder sehr gut mit seiner Rente auskommt.
Wie beurteilen die Branchen die Rentenlage?
Besonders düster ist die Stimmung in Handel und Gastgewerbe: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (53 bzw. 52 Prozent) antwortet „es wird nicht ausreichen“.
Wie beurteilen die Beschäftigtengruppen die Rentenlage?
Differenziert man nach Altersgruppen, sehen die älteren Arbeitnehmer (56plus) die Lage am positivsten: Sie glauben nur zu 22 Prozent, dass es nicht reichen wird. Allerdings: Immerhin 48 Prozent glauben, dass es „gerade so“ ausreichen wird. Nur 27 Prozent glauben, dass sie von ihrer gesetzlichen Rente gut leben können. Extrem pessimistisch bewerten 26- bis 35-Jährige und 36- bis 45-Jährige die Rentenlage: 56 bzw. 47 Prozent glauben, dass ihre Rente nicht reichen wird.
Unterscheidet man dann noch nach Vollzeit und Teilzeit, befristet und unbefristet und Leiharbeit und nicht Leiharbeit, ist klar, wer sich besonders abgemeldet fühlt: Die Teilzeit-Arbeitnehmer glauben zu 55 (Frauen) bzw. 50 Prozent (Männer), dass sie von ihrer Rente später nicht leben können. Leiharbeiter und befristet Angestellte glauben zu 52 bzw. 47 Prozent nicht an einen finanziell gesicherten Lebensabend.
Der Bildungsgrad spielt ebenfalls eine Rolle. Menschen ohne Berufsabschluss sind besonders pessimistisch (51 Prozent), aber auch unter den Hochschulabsolventen sind 28 Prozent sicher, dass ihre Rente später nicht langt.
Was ist mit Betrieblicher Altersvorsorge?
Das ist ein besonders interessantes Ergebnis der Studie: Die betriebliche Vorsorge, die neben der privaten ja Rentenlücken stopfen soll, wird ausgerechnet den Arbeitnehmern nicht oder kaum angeboten, die sie am meisten brauchen – nämlich den in Teilzeit Beschäftigten und den Leiharbeitern. Nur elf Prozent der Leiharbeiter erhalten Betriebsrenten oder Beihilfen zur Altersvorsorge oder zur Vermögensbildung.
Von den Teilzeit-Arbeitnehmern können nur 28 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer solche Angebote wahrnehmen. Ohnehin scheint es in Sachen Betriebsrenten und Zuschüsse in Deutschland offenbar sehr schlecht auszusehen: Von sieben 14 abgefragten Branchen gibt es für jeweils mehr als 70 Prozent der Arbeitnehmer keine oder nur geringfügige Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge.
Nur in einer einzigen Branche liegt der Anteil der Arbeitnehmer ohne Betriebsrente bei weniger als 55 Prozent: in der Finanzdienstleistungs- und Versicherungswirtschaft – die solche Produkte verkauft. Ganz schlecht sieht es für Arbeitnehmer im Gastgewerbe aus: 91 Prozent bekommen keine oder nur geringfügige Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge.