Seit Jahren streitet die kleine Stadt Pappenheim mit einer Adelsfamilie wegen vier Quadratmeter Straße. Der Bürgermeister hat’s der AZ erklärt – und schimpft über "Grafenhörigkeit".
Zwist um Straße Streit mit Adelsfamilie: Deshalb streitet Pappenheim
Pappenheim - Von außen mutet der Zwist um ein kleines Stück Straße in der Altstadt des mittelfränkischen Pappenheims kurios an. Wenn der Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) aber von dem jahrelangen Streit mit der Grafenfamilie von und zu Egloffstein erzählt, klingt er nicht belustigt, eher verzweifelt, genervt und fassungslos.
Adelsfamilie verbietet der Öffentlichkeit Zugang zu sanierten Bauten
Nichts habe die Familie, der mehrere Schlösser und eine Kirche gehören, für die Allgemeinheit übrig – aber in den vergangenen Jahrzehnten Millionen Euro öffentlicher Gelder für Sanierungsmaßnahmen einkassiert. Öffentlich zugänglich sind die damit hergerichteten Bauten aber nicht, sagt Sinn.
Der Streit um Fördergeld, das die Stadt deswegen zurück haben will, ist der Hintergrund um die Straßen-Posse. Nun reicht es Sinn aber: Er hat beim Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen beantragt, die Familie zu enteignen. Aber warum?
Die vier Quadratmeter Straße sind Teil der einzigen Zufahrt zu einem Parkplatz, den die Stadt sanieren will. Auch die Zufahrt zu den Stadtwerken, zum Awo-Wohnheim und zum Museum führe darüber. Doch die Grafen verbieten der Baufirma, die Fläche zu durchfahren oder zu betreten.
Pappenheims Bürgermeister: "Es geht mir um Gleichbehandlung"
Mehrmals habe die Stadt versucht, die Fläche zu erwerben, habe das Fünffache des ortsüblichen Verkehrsflächenpreises geboten. Auf ein Tauschgeschäft, bei dem die Familie von und zu Egloffstein im Gegenzug für das vier Quadratmeter große Straßenstück etwa 450 Quadratmeter öffentlicher Marktplatzfläche verlangte, ließ sich die Stadt nicht ein.
Dabei hatte Pappenheim den Grafen immer wieder Zugeständnisse gemacht, sagt Sinn. Etwa im Frühling vergangenen Jahres, als der Stadtrat der Familie gestattete, einige vor Jahren aufgestellte Poller vor ihrem Schloss am Marktplatz zu belassen, sagte Sinn damals. Damit gehe die Kommune einen Schritt auf die Familie zu. Doch die macht weiter nicht mit – deswegen hat Sinn nun die Enteignung beantragt. Die Chancen, dass es damit klappt, schätzt er als "sehr, sehr hoch" ein. "Es geht mir einfach um Gleichbehandlung", sagt der SPD-Politiker.
Warum man überhaupt jemandem Zugeständnisse mache, der sich offenbar so wenig um das Gemeinwohl und ein gutes Miteinander schert? "Es herrscht schon eine gewisse Grafenhörigkeit", sagt Sinn. Obwohl der Großteil der Pappenheimer und der Bewohner der Nachbarorte nur noch den Kopf schüttle. Wann das Landratsamt eine Entscheidung fällt, weiß Sinn noch nicht.
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