Infektiologe: Öffnung nicht nur von Inzidenz abhängig machen
Er favorisiere als Voraussetzung für weitere Öffnungen eine Sieben-Tages-Inzidenz von 25 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Die nun angestrebte Inzidenz von 35 sei aus seiner Sicht "sehr akzeptabel", jedoch kombiniert mit einem Reproduktions-Wert von höchstens 0,7 - "besser wäre kleiner". Das könne reichen, um vor einer großen dritten Welle zu schützen. Zugleich müsse allerdings weiter unter Hochdruck geimpft werden. Hier müsse Deutschland noch schneller werden. Unter Umständen müssten weitere Impfzentren aufgebaut werden, auch Hausarztpraxen müssten einbezogen werden.
Eine Öffnung für die Friseure schon am 1. März bei strikter Einhaltung von Hygieneauflagen und Abstandsregeln sehe er als gangbaren Kompromiss, zumal hier nur sehr begrenzt wenige Menschen bei entsprechender Terminvergabe zusammen kämen.
Auch bei Schulen und Kitas müsse es um Kompromisse gehen. "Die Kinder, die am nötigsten einen geordneten Präsenzunterricht brauchen, sind die Grundschulkinder. Dazu kommen die Kleinkinder in den Kitas. Das werden die Bereiche sein, bei denen wir bei aller Vorsicht in eine Präsenz kommen sollten", sagte Wendtner. Er mahnte allerdings auch hier zur Wachsamkeit und verwies auf Ausbrüche mit der Variante aus Großbritannien in Kindergärten.
Die No-Covid-Strategie, die mit einem radikalen Lockdown eine Inzidenz von Null erreichen will, halte er hierzulande - zumal im Winter - für nicht realistisch. "Deutschland ist ein Land in der Mitte Europas und ein Transitland." In Neuseeland und Australien, wo diese Vorgehen funktioniert habe, herrschten andere Bedingungen.
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